DEUTSCHE LITERATUR DES 20. JAHRHUNDERTS Studijní opora Opava 2017 Obsah Obsah.......................................................................................................................................... 2 Popis předmětu........................................................................................................................... 3 Sylabus předmětu ....................................................................................................................... 4 Požadavky na studenta ............................................................................................................... 5 Doporučená literatura................................................................................................................. 6 Způsob komunikace s vedoucím semináře................................................................................. 7 Lektion 1: Literatur in der Weimarer Republik ......................................................................... 8 Lektion 2: Literatur im NS-Deutschland.................................................................................. 10 Lektion 3: Literatur im Exil ..................................................................................................... 12 Lektion 4: Literatur in der „Stunde Null“ ................................................................................ 14 Lektion 5: Literatur in der BRD 1............................................................................................ 16 Lektion 6: Literatur in der BRD 2............................................................................................ 18 Lektion 7: Literatur in der DDR 1............................................................................................ 20 Lektion 8: Literatur in der DDR 2............................................................................................ 22 Lektion 9: Literatur nach der „Wende“.................................................................................... 24 Lektion 10: Wolfgang Koeppen und Heinrich Böll................................................................. 26 Lektion 11: Günter Grass und Uwe Johnson ........................................................................... 28 Lektion 12: Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt.................................................................. 30 Okruhy ke zkoušce................................................................................................................... 32 Popis předmětu Předmět se zabývá německou literaturou od vzniku Výmarské republiky do znovusjednocení Německa, její periodizací a nejdůležitějšími směry a proudy. Zvláštní pozornost je věnována literatuře po roce 1945, která se vyvíjela ve dvou samostatných německých státech. Přednášející podává výklad o nejvýznamnějších autorech a literárních žánrech všech probíraných období. Sylabus předmětu Téma lekce Termín semináře1 Kontrola úkolů2 Lekce 1 Literatur in der Weimarer Republik Lekce 2 Literatur im NS-Deutschland Lekce 3 Literatur im Exil Lekce 4 Literatur nach der „Stunde Null“ Lekce 5 Literatur in der BRD 1 Lekce 6 Literatur in der BRD 2 Lekce 7 Literatur in der DDR 1 Lekce 8 Literatur in der DDR 2 Lekce 9 Literatur nach der „Wende“ Lekce 10 Koeppen und Böll Lekce 11 Grass und Johnson Lekce 12 Frisch und Dürrenmatt Ukončení předmětu Zkouška 1 Bude upřesněno. 2 Bude upřesněno. Požadavky na studenta Podmínkou pro absolvování předmětu je úspěšné vykonání ústní nebo písemné zkoušky, pravidelná docházka do seminářů a aktivní spolupráce v seminářích, zejména při společné komentované četbě úryvků z probírané literatury. Student by měl získat nejen přehled o vývoji německé literatury v průběhu 20. století, ale měl by prohloubit své znalosti konkrétních autorů a textů. Doporučená literatura Beutin, W.: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 8. Aufl. Stuttgart / Weimar, 2013. Brenner, P. J.: Neue deutsche Literaturgeschichte. Vom „Ackermann“ zu Günter Grass. 2. Aufl. Tübingen, 2004. Deutsche Literaturgeschichte. Bände 9-12 (Weimarer Republik, Drittes Reich und Exil, Nachkriegszeit, Gegenwart). München, 2003/2000/1995/1998. Jeßing, B. / Köhnen, R.: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. Stuttgart / Weimar, 3., aktualisierte und überarbeitete Auflage, 2012. Meid, V.: Metzler Literatur Chronik. Werke deutschsprachiger Autoren. 3., erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar, 2006. Schnell, R.: Deutsche Literatur von der Reformation bis zur Gegenwart. Reinbek bei Hamburg, 2011. Scholl, J. / Binder, K.: Deutsche Schriftsteller. Von Grimmelshausen bis Grass. Hildesheim 2007. Sorensen, B. A.: Geschichte der deutschen Literatur. München, 2., durchgesehene Auflage, 2003. Van Rinsum, A. / Van Rinsum, W.: Dichtung und Deutung. Eine Geschichte der deutschen Literatur in Beispielen. München, 1987. Způsob komunikace s vedoucím semináře Všechny potřebné informace k obsahu a průběhu semináře obdrží studenti během úvodní hodiny. Následná komunikace probíhá především elektronickou formou nebo v konzultačních hodinách vedoucího semináře. Případné otázky k jednotlivým lekcím a úkolům zodpovídá vedoucí semináře elektronicky nebo osobně v konzultačních hodinách. Kontakt na vedoucího semináře: miroslav.urbanec@fpf.slu.cz Lektion 1: Literatur in der Weimarer Republik Historischer Kontext: 1. Erster Weltkrieg (1914-1918) und die damit verbundenen Umwälzungen in Mittelund Südosteuropa. 2. Revolution und Konterevolution in Deutschland (14.8.1919 Inkrafttreten der Weimarer Verfassung). 3. Versailler Frieden (10.1.1920 Inkrafttreten des Versailler Friedensvertrags). 4. Politische Instabilität der Weimarer Republik aufgrund des allgegenwärtigen Mangels an demokratisch-parlamentarischer Kultur (zunehmende Verluste der demokratischen Parteien zugunsten der weimarfeindlichen rechts- und linksradikalen Parteien und „Bewegungen“). * Merkmale des Kulturlebens in der Weimarer Republik: 1. Abebben des Expressionismus und Dadaismus in den ersten Nachkriegsjahren. 2. Abwesenheit eines neuen verbindlichen Ismus. 3. Kultivierung und Weiterentwicklung der von der Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts herausgebildeten Formen und Ausdrucksformen. 4. Entstehung einer modernen Vergnügungsindustrie (vor allem der Filmindustrie). 5. Entwicklung der „neuen Sachlichkeit“ (Terminus seit 1925) zur repräsentativsten Kunstrichtung in der Weimarer Republik. 6. Politisierung der Kunst (Beispiel: Streit um den Namen der 1926 gegründeten literarischen Sektion der Preußischen Akademie der Künste: Dichtkunst kontra Literatur). „Neue Sachlichkeit“ in der Literatur: 1. Merkmale der neusachlichen Literatur: a. Ansiedelung der Kunst in der Wirklichkeit. b. Eine nüchterne und distanzierte Darstellung der Wirklichkeit (Aktualität, Realismus und Unparteilichkeit). c. Kultivierung und Weiterentwicklung der nicht-fiktiven literarischen Gattungen (Reportage, dokumentarischer Roman, dokumentarisches Drama). 2. Kritik an der neusachlichen Literatur: a. Von rechts: undeutsche „Asphaltliteratur“. b. Von links: oberflächliche Literatur, die keine Analyse der vorgelegten Daten vornimmt. * Epik in der Weimarer Republik: 1. Zeitroman: a. Marieluise Fleißer: Mehlreisende Frieda Geier (1931). b. Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen (1932). c. Erich Kästner: Fabian (1930). d. Hans Fallada: Kleiner Mann, was nun? (1932). e. Lion Feuchtwanger: Erfolg (1930). f. Erik Reger: Union der festen Hand (1931). g. Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf (1929). 2. Weltkriegsroman: a. Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues (1929), Arnold Zweig: Der Streit um den Sergeanten Grischa (1927), Ludwig Renn: Krieg (1928) Ernst Glaeser: Jahrgang 1902 (1928). b. Werner Beumelburg: Die Gruppe Bosemüller (1930), Josef Magnus Wehner: Sieben vor Verdun (1930), Franz Schauwecker: Aufbruch der Nation (1930). 3. Reportage: a. Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter (1925). b. Joseph Roth. Theater in der Weimarer Republik: 1. Expressionistische Dramen: a. Ernst Toller: Die Wandlung (1919). 2. Komödien: a. Carl Zuckmayer: Der fröhliche Weinberg (1925), Der Hauptmann von Köpenick (1931). 3. Zeitstücke und dokumentarische Dramen. 4. Volksstücke: a. Marieluise Fleißer: Fegefeuer in Ingolstadt (1926), Pioniere in Ingolstadt (1928/1929/1968). b. Ödön von Horvath: Geschichten aus dem Wiener Wald (1931), Glaube Liebe Hoffnung (1932). Lyrik in der Weimarer Republik: 1. Gebrauchslyrik, z.B. Kabarettlieder: Walter Mehring, Kurt Tucholsky und Erich Kästner. 2. Naturlyrik: Oskar Loerke, die Kolonne-Autoren Günter Eich, Peter Huchel, Elisabeth Langgässer u.a. * Quellen Der vorstehende Text ist ein Auszug aus: • Ballegaard Petersen, Annelise: Die deutsche Literatur 1910-1945, in: Geschichte der deutschen Literatur, Band 2: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hg. von Bengt Algot Sorensen, München, 2., durchgesehene Auflage, 2003, S. 174-269. • Beutin, Wolfgang (Hg.): Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart/ Weimar, 6., verb. und erw. Aufl., 2001. • Brenner, Peter J.: Neue Deutsche Literaturgeschichte. Vom „Ackermann“ zu Günter Grass, Berlin/ New York, 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, 2011. • Schnell, Ralf: Deutsche Literatur von der Reformation bis zur Gegenwart, Reinbek bei Hamburg 2011. Lektion 2: Literatur im NS-Deutschland Historischer Kontext: 1. Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler (30.1.1933). Ende der demokratischen Weimarer Republik und Anfang des totalitären NS-Regimes (NS-Zeit: 1933-1945). 2. Verfolgung der politischen Gegner der NSDAP (Schlüsselereignis: Reichstagsbrand am 27./28. Februar 1933). 3. „Gleichschaltung“ des politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens in Deutschland (Unterdrückung jeglichen Nonkonformismus): a. Bücherverbrennung (10.5.1933). b. Gründung der Reichskulturkammer (22.9.1933). c. Zensur. * Traditionslinien der völkisch-nationalen (geförderten) Literatur: 1. Blut-und-Boden-Literatur. 2. Literatur der Heimat- und Provinzkunst im Gefolge von Ludwig Ganghofer (1855- 1920), Hermann Stehr (1864-1940) und Hermann Löns (1866-1914). 3. Historischer Roman in der Tradition von Gustav Freytag (1816-1895) und Felix Dahn (1834-1912). 4. Kolonialroman. 5. Romane des sog. „soldatischen Nationalismus“, d.h. die Kriegs- und Freikorpsromane und die Bürgerkriegsliteratur der Weimarer Republik. Völkisch-nationale Literatur: 1. Epik und Drama: a. Hans Friedrich Blunck: Die Urvätersaga (Romantrilogie, 1934). b. Hans Grimm: Volk ohne Raum (Roman, 1926). c. Hanns Johst: Schlageter (Drama, 1933). d. Will Vesper: Das harte Geschlecht (Roman, 1931). e. Hans Zöberlein: Der Befehl des Gewissens (Roman, 1937). 2. Lyrik: a. Herbert Böhme: Des Blutes Gesänge (Lied, 1935). b. Herybert Menzel: Im Marschschritt der SA (Lied, 1933). c. Gerhard Schumann: Wir dürfen dienen (Lied, 1937). 3. Thingspiel: a. Richard Euringer: Deutsche Passion 1933 (1933). b. Kurt Heynicke: Der Weg ins Reich (1935). c. Eberhard Wolfgang Möller: Frankenburger Würfelspiel (1936). Antifaschistische Untergrundliteratur: 1. Bruno Apitz: Esther (Novelle, 1944 geschrieben, 1959 veröffentlicht). 2. Wolfgang Langhoff: Die Moorsoldaten (Tatsachenbericht, 1935). 3. Jan Petersen: Unsere Straße (Roman, 1933-34 geschrieben, 1936 veröffentlicht). Literatur der „inneren Emigration“: 1. Werner Bergengruen: Der Großtyrann und das Gericht (Roman, 1935). 2. Ricarda Huch: Deutsche Geschichte (Sachbuchtrilogie, 1934/37/49). 3. Gertrud Kolmar: Die Frau und die Tiere (Gedichtband, 1938). 4. Reinhold Schneider: Las Casas vor Karl V. (Erzählung, 1938). 5. Rudolf Alexander Schröder: Ballade vom Wandersmann (Gedichtband, 1937). Quellen Der vorstehende Text ist ein Auszug aus: • Ballegaard Petersen, Annelise: Die deutsche Literatur 1910-1945, in: Geschichte der deutschen Literatur, Band 2: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hg. von Bengt Algot Sorensen, München, 2., durchgesehene Auflage, 2003, S. 174-269. • Beutin, Wolfgang (Hg.): Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart/ Weimar, 6., verb. und erw. Aufl., 2001. • Brenner, Peter J.: Neue Deutsche Literaturgeschichte. Vom „Ackermann“ zu Günter Grass, Berlin/ New York, 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, 2011. • Schnell, Ralf: Deutsche Literatur von der Reformation bis zur Gegenwart, Reinbek bei Hamburg 2011. Lektion 3: Literatur im Exil Entstehung der Exilliteratur: 1. Nach 1933 gehen etwa 2500 Schriftsteller und Publizisten ins Exil. a. Deutsche Autoren im Exil (Auswahl): Heinrich und Thomas Mann, Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Alfred Döblin, Anna Seghers, Erich Maria Remarque, Kurt Tucholsky. b. Österreichische Autoren im Exil (Auswahl): Robert Musil, Joseph Roth, Stefan Zweig, Franz Werfel, Hermann Broch, Elias Canetti. 2. Publikationsmöglichkeiten finden die Exilautoren vor allem in: a. Zeitschriften: Maß und Wert (Schweiz), Die Sammlung (Niederlande), Neue Deutsche Blätter (Tschechoslowakei), Das Wort (UdSSR). b. Exilverlagen: Oprecht (Schweiz), Querido (Niederlande), Malik (Tschechoslowakei), Aurora (USA). 3. Literarische Exilzentren: Prag, Zürich, Amsterdam, Paris, französische Mittelmeerküste, Moskau. Später vor allem Großbritannien und die USA. * Merkmale der Exilliteratur: 1. Politisches Engagement (Beispiel: Spanischer Bürgerkrieg 1936-39). 2. Analyse der Tyrannei und Untersuchung der Kontinuität zwischen der Vergangenheit und der nationalsozialistischen Gegenwart als zentrales Thema. 3. Kampf um die Anerkennung der Existenz eines „anderen Deutschland“, Abwehr der germanophoben Angriffe (Paul Winkler: The Thousand Year Conspiracy; Secret Germany behind the Mask, 1943). Texte der Exilliteratur: 1. Epik: a) Aufrufe, Essays, Polemiken: Thomas Mann (Deutsche Hörer!, 1940-45). b) Zeitromane über das Leben im „Dritten Reich“: Anna Seghers (Das siebte Kreuz, 1939), Arnold Zweig (Das Beil von Wandsbek, 1943). c) Zeitromane über das Leben im Exil: Lion Feuchtwanger (Exil, 1935/39), Anna Seghers (Transit, 1940f.). d) Historische Romane: Lion Feuchtwanger (Der falsche Nero, 1936), Heinrich Mann (Henri Quatre, 1935/38). 2. Lyrik: a) Politische Gedichte: Bertolt Brecht (Svendborger Gedichte, 1939). b) Deutschland-Gedichte: Johannes R. Becher (Tränen des Vaterlandes Anno 1937). c) Holocaust-Gedichte: Nelly Sachs (In den Wohnungen des Todes, 1947). 3. Drama: a) Auseinandersetzungen mit dem NS-Regime: Bertolt Brecht (Furcht und Elend des Dritten Reiches, 1935-38), Ernst Toller (Pastor Hall, 1939), Ernst Zuckmayer (Des Teufels General, 1946). b) Stücke zu „allgemeinmenschlichen Themen“: Bertolt Brecht (Das Leben des Galilei, 1938/44-45/53). Quellen Der vorstehende Text ist ein Auszug aus: • Ballegaard Petersen, Annelise: Die deutsche Literatur 1910-1945, in: Geschichte der deutschen Literatur, Band 2: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hg. von Bengt Algot Sorensen, München, 2., durchgesehene Auflage, 2003, S. 174-269. • Beutin, Wolfgang (Hg.): Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart/ Weimar, 6., verb. und erw. Aufl., 2001. • Brenner, Peter J.: Neue Deutsche Literaturgeschichte. Vom „Ackermann“ zu Günter Grass, Berlin/ New York, 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, 2011. • Schnell, Ralf: Deutsche Literatur von der Reformation bis zur Gegenwart, Reinbek bei Hamburg 2011. • Winkler, Michael (Hg.): Deutsche Literatur im Exil 1933-1945. Texte und Dokumente, Stuttgart 1977. Lektion 4: Literatur in der „Stunde Null“ Historischer Kontext: 1. Am 7./8. Mai 1945 kapituliert die deutsche Wehrmacht bedingungslos. Das NSRegime bricht zusammen. 2. Die letzte deutsche Regierung wird durch alliierte Soldaten verhaftet. Deutschland wird in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die von den Alliierten (USA, Großbritannien, Frankreich, UdSSR) verwaltet werden. 3. Im Sommer 1945 beschließen die Alliierten auf der Potsdamer Konferenz Deutschland zu entmilitarisieren, zu entnazifizieren, zu dezentralisieren und zu demokratisieren. Infolge des Ost-West-Konflikts (sog. Kalter Krieg) entwickeln sich in Ost- und in Westdeutschlad verschiedene politisch-gesellschaftlich-wirtschaftliche Systeme. 4. 1947/1949 werden die drei westlichen Besatzungszonen zur sog. Trizone vereinigt, aus der am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland (BRD) entsteht. Auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone entsteht am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik (DDR). * Bedingungen für den kulturellen Neustart in Deutschland: 1. Kontrolle durch die vier Besatzungsmächte: • Versuch eines Neuanfangs „von unten“, von den kleinen Einheiten her. • Vergabe von Lizenzen, Zensur. 2. „Kulturhunger“: • Hoffnung auf Kunst und Literatur als eine sinngebende Instanz, verbunden mit dem Wunsch, eine Zeitlang dem trostlosen Alltag zu entkommen. • „Nachholbedarf“ – Interesse an der von den Nazis verbotenen Kunst und Literatur. • Interesse an der europäischen und amerikanischen Moderne. 3. Ost-West-Konflikt: • Zunehmende Differenzen zwischen den Alliierten, die sich unmittelbar auf die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Zustände in Deutschland auswirken. • Scheitern des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands (nach dem ersten Schriftstellerkongress im Oktober 1947 in Berlin). * Merkmale der literarischen Entwicklung in den Westzonen/ der BRD: 1. Durchsetzung der ästhetischen Freiheit der Kunst und der individuellen Freiheit des Künstlers. 2. Gescheiterte Integration der emigrierten Schriftsteller in das kulturelle Leben der Westzonen/ BRD. 3. Starke Positionen der „inneren Emigranten“. 4. Entstehung der Gruppe 47 (gegründet 1946 von Hans Werner Richter und Alfred Andersch, das literarische Programm wurde von Gustav René Hocke formuliert). 5. Entstehung der Kahlschlag- und Trümmerliteratur im Umfeld der Gruppe 47. Merkmale der literarischen Entwicklung in der SBZ/ DDR: 1. Politisierung und Ideologisierung der Literatur und Kunst. 2. Erfolgreiche Integration der emigrierten Schriftsteller in das kulturelle Leben der SBZ/ DDR. 3. Einbürgerung der antifaschistischen Exilliteratur als einer der Traditionslinien der DDR-Literatur (weitere Linien: Klassik, die bürgerlich-humanistische und die kritischrealistische Literatur). * Lyrik in der „Stunde Null“: 1. Werner Bergengruen: Dies irae (1945). 2. Rudolf Alexander Schröder: Die geistlichen Gedichte (1949). 3. Reinhold Schneider: Apokalypse (1946). Epik in der „Stunde Null“: 1. Elisabeth Langgässer: Das unauslöschliche Siegel (1946). 2. Hermann Kasack: Die Stadt hinter dem Strom (1946). 3. Ernst Kreuder: Gesellschaft vom Dachboden (1946). Theater in der „Stunde Null“: 1. Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür (1946 als Hörspiel gesendet, 1947 als Drama erschienen, 1948 unter dem Titel Liebe 47 verfilmt). 2. Carl Zuckmayer: Des Teufels General (1946). 3. Günter Weisenborn: Die Illegalen (1946). Kahlschlag- und Trümmerliteratur: 1. Günter Eich: Latrine (1946), Inventur (1947). 2. Heinrich Böll: Der Zug war pünktlich (1949). 3. Wolfgang Weyrauch (Hg.): Tausend Gramm (1949). * Quellen Der vorstehende Text ist ein Auszug aus: • Ballegaard Petersen, Annelise/ Nielsen, Helge: Die deutsche Literatur 1945-2000, in: Geschichte der deutschen Literatur, Band 2: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hg. von Bengt Algot Sorensen, München, 2., durchgesehene Auflage, 2003, S. 270-456. • Beutin, Wolfgang (Hg.): Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart/ Weimar, 6., verb. und erw. Aufl., 2001. • Brenner, Peter J.: Neue deutsche Literaturgeschichte. Vom „Ackermann“ zu Günter Grass, Tübingen, 2., aktualisierte Auflage, 2004. Lektion 5: Literatur in der BRD 1 Historischer Kontext: 1. 1949 wählt der erste Bundestag den CDU-Politiker Konrad Adenauer zum ersten Bundeskanzler. Die Adenauer-Ära beginnt. 2. In der Adenauer-Ära wird das kriegszerstörte Land wiederaufgebaut und die junge Bundesrepublik entwickelt sich schnell zu einer führenden Industrienation (sog. Wirtschaftswunder). 3. 1955 wird das Besatzungsregime in Westdeutschland beendet und die Bundesrepublik wird (teilweise) souverän. 4. Das politisch-gesellschaftlich-kulturelle Klima in der jungen Bundesrepublik ist gekennzeichnet durch Antikommunismus, Konservatismus und Verdrängung der NS- Vergangenheit. 5. 1963 tritt Konrad Adenauer als Bundeskanzler zurück und wird durch den CDUPolitiker Ludwig Erhard ersetzt. Die neue Regierung wird mit ernsten Problemen konfrontiert (erste Wirtschaftsflaute, instabile Weltpolitik, beginnende Aufarbeitung der NS-Vergangenheit infolge der Frankfurter Auschwitzprozesse). 6. 1966 wird Ludwig Erhard durch den CDU-Politiker Kurt G. Kiesinger ersetzt, der mit der SPD eine Regierung bildet. Die sog. Große Koalition wird mit der Radikalisierung der Jugend (vor allem der Studenten) konfrontiert, deren Wut auf Autoritäten sich vor allem 1968 in Demonstrationen und Straßenschlachten entlädt. * Merkmale der literarischen Entwicklung in der BRD in der Adenauer-Ära: 1. Konjunktur der entpolitisierten Literatur, vor allem der Unterhaltungsliteratur (Hans Hellmut Kirst, Josef Martin Bauer, Heinz G. Konsalik). 2. Allmähliche Entstehung einer engagierten Literatur (Wolfgang Koeppen, Heinrich Böll, Günter Grass). 3. Entwicklung der Gruppe 47 zum Schwerpunkt der bundesdeutschen Literaturlandschaft. Mit dem Erfolg verbunden sind die Kommerzialisierung der Gruppe sowie die Anfeindungen seitens der Politiker und der Studentenbewegung (Grund: Individualismus der Gruppenmitglieder, „totaler Ideologieverdacht“). 4. Entstehung der Gruppe 61 (1961), die sich der von der Gruppe 47 ignorierten Themen (industrielle Arbeitswelt und soziale Probleme) annimmt. Entwicklung der literarischen Gattungen in der Adenauer-Ära: 1. Konjunktur der „absoluten Poesie“ (Gottfried Benn: Statische Gedichte, 1948). 2. Pflege der magischen Naturlyrik (Wilhelm Lehmann: Überlebender Tag, 1954). 3. Entstehung des neuen westdeutschen Romans (Heinrich Böll: Billard um halb zehn; Uwe Johnson: Mutmaßungen über Jakob; Günter Grass: Die Blechtrommel, alle 1959). 4. Stagnation des Dramas: Aufführungen von Klassikern, Expressionisten, Absurdem Theater, Ausländern (unter ihnen die deutschsprachigen Schweizer Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt). * Merkmale der literarischen Entwicklung in der BRD nach dem Ende der Adenauer- Ära: 1. Politisierung der Literatur; Versuche der Autoren, mit ihren Werken politische und gesellschaftliche Veränderungen zu beschleunigen. 2. Entstehung neuer literarischer Formen, vor allem im Theater (Agitproptheater, Dokumentartheater, Neues Volksstück). 3. Auflösung der Gruppe 47 (letztes Treffen 1967). 4. Abspaltung des Werkkreises Literatur der Arbeitswelt von der Gruppe 61 (1970). Entwicklung der literarischen Gattungen nach dem Ende der Adenauer-Ära: 1. Dokumentartheater: • Peter Weiss: Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen (1965). • Rolf Hochhuth: Der Stellvertreter (1963). • Heinar Kipphardt: In der Sache J. Robert Oppenheimer (1971; schon 1964 uraufgeführt). 2. Neues Volksstück: • Martin Sperr: Jagdszenen aus Niederbayern (1966). 3. Lyrik: • Erich Fried: Warngedichte (1965), Und Vietnam und (1966). 4. Epik: • Literatur der Arbeitswelt im Umfeld der Gruppe 61 (Max von der Grün: Irrlicht und Feuer, 1963). • Investigative Reportagen aus der Arbeitswelt (Günter Wallraff: Wir brauchen dich, 1966). • Literatur des Neuen Realismus im Umfeld der Kölner Schule (Dieter Wellershoff: Ein schöner Tag, 1966). * Quelle: Der vorstehende Text ist ein Auszug aus: • Ballegaard Petersen, Annelise/ Nielsen, Helge: Die deutsche Literatur 1945-2000, in: Geschichte der deutschen Literatur, Band 2: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hg. von Bengt Algot Sorensen, München, 2., durchgesehene Auflage, 2003, S. 270-456. • Beutin, Wolfgang (Hg.): Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart/ Weimar, 6., verb. und erw. Aufl., 2001. • Brenner, Peter J.: Neue deutsche Literaturgeschichte. Vom „Ackermann“ zu Günter Grass, Tübingen, 2., aktualisierte Auflage, 2004. • Universität Wien. Literatur im Kontext. URL: https://lic.ned.univie.ac.at/node/1293 (12.2.2013). Lektion 6: Literatur in der BRD 2 Historischer Kontext: 1. 1969 wird der SPD-Politiker Willy Brandt zum Bundekanzler gewählt. Seine Regierung will die Bundesrepublik reformieren und vor allem den Sozialstaat ausbauen. 2. In der ersten Hälfte der 1970er Jahre verschlechtern der sog. Ölschock und die Strukturkrise die Wirtschaftslage in der Bundesrepublik. Der 1974 gewählte neue Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) versucht durch eine vorsichtige Liberalisierung der Wirtschaftslage zu verbessern. 3. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre erschüttert eine Terrorwelle die Bundesrepublik, und die Außenpolitik der Regierung Schmidt polarisiert die Gesellschaft. Neue Soziale Bewegungen entstehen. 4. 1982 wird der CDU-Politiker Helmut Kohl neuer Bundeskanzler. Die Liberalisierung der Wirtschaftspolitik wird fortgesetzt. Die Regierung Kohl wird zudem mit der angespannten Weltlage konfrontiert, die die letzte Phase des Ost-West-Konflikts kennzeichnet. * Merkmale der literarischen Entwicklung in der BRD nach der sog. Tendenzwende: 1. Seit Ende der 1960er Jahre Abschied von der Politisierungsphase und Entstehung einer Gegenbewegung zu der politisch engagierten, im Umfeld der 68er Bewegung entstandenen Literatur („Neue Subjektivität“). 2. Zuwendung der Autoren zum Innenleben ihrer Figuren und zu ihren privaten Problemen (möglicher Einfluss des „Radikalenerlasses“ von 1972). 3. Seit Ende der 1970er Jahre Entwicklung eines „Neuen Irrationalismus“ mit Vorliebe für Mythos sowie einer Postmodernen Literatur mit Vorliebe für Intertextualität. Lyrik: 1. Seit der zweiten Hälfte der 1960er Jahre Entstehung einer neuen „Alltagslyrik“ (auch Lyrik der „Neuen Subjektivität“ oder Lyrik der „Neuen Sensibilität“); Vorbilder: Bertolt Brecht, Pablo Neruda, Charles Bukowski; Repräsentanten: Jürgen Theobaldy, Nicolas Born, Rolf Dieter Brinkmann. • Schwerpunkt der „Alltagslyrik“ ist die Beschreibung des Alltags, ihr charakteristisches Merkmal ist die Betonung der „sinnlichen Erfahrung“, die neue Losung ist der kategorische Imperativ „Ändere Dich selbst, um das System zu ändern“. 2. Seit Ende der 1970er Jahre zunehmende Kritik an der neusubjektiven Lyrik; Rückgriff auf die traditionellen Formen, Flucht aus der Gegenwart und Ausweichen auf zeitlose Themen; Repräsentantin: Ulla Hahn. 3. Kultivierung der Montagekunst als eines Gegenentwurfs zur traditionalistischen Dichtung durch Hans M. Enzensberger und Friederike Mayröcker. Epik: 1. In den 1970er Jahren Konjunktur des autobiographischen Schreibens (Tagebücher, Intimgeschichten, autobiografische Romane). • Repräsentanten: Peter Rühmkorf (Die Jahre die Ihr kennt, 1972), Günter Grass (Aus dem Tagebuch einer Schnecke, 1972), Karin Struck (Klassenliebe, 1973). 2. Entstehung von autobiographisch gefärbten Texten, die sich mit Zeitfragen, der außerparlamentarischen Opposition und der Studentenrevolte auseinandersetzen. • Repräsentanten: Peter-Paul Zahl (Von einem der auszog, GELD zu verdienen, 1970), Peter Schneider (Lenz, 1973), Christian Geissler (Das Brot mit der Feile, 1976). 3. In den 1980er Jahren Konjunktur der Katastrophenliteratur und der Fantasy-Literatur. • Repräsentanten: Frank Böckelmann und Dietrich Leube (Das Katastrophenalbum, 1985), Michael Ende (Momo, 1973; Die unendliche Geschichte, 1979). 4. Entstehung des postmodernen Romans. • Repräsentanten: Umberto Eco (Der Name der Rose, 1982), Patrick Süskind (Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders, 1985). Theater: 1. In den 1970er Jahren Entpolitisierung und Ästhetisierung des Theaters, Rückzug in die Subjektivität, Resignation und Melancholie, Hoffnungslosigkeit und Utopieverlust als Hauptmerkmale; Konjunktur der Klein- und Randformen des Dramatischen (Einakter, Bilder, Szenen, Episoden, Stationenfolgen, filmische Collagen, Text-Libretti und Monologe). 2. In den 1980er Jahren Endzeitstimmung und Untergangsbewusstsein, Umschlag des Realismus in den Surrealismus. 3. Repräsentanten: Tankred Dorst (Eiszeit, 1973; Merlin oder Das wüste Land, 1979), Harald Mueller (Totenfloss, 1984), Friederike Roth (Die einzige Geschichte, 1985). * Quellen Der vorstehende Text ist ein Auszug aus: • Ballegaard Petersen, Annelise/ Nielsen, Helge: Die deutsche Literatur 1945-2000, in: Geschichte der deutschen Literatur, Band 2: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hg. von Bengt Algot Sorensen, München, 2., durchgesehene Auflage, 2003, S. 270-456. • Beutin, Wolfgang (Hg.): Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart/ Weimar, 6., verb. und erw. Aufl., 2001. • Brenner, Peter J.: Neue deutsche Literaturgeschichte. Vom „Ackermann“ zu Günter Grass, Tübingen, 2., aktualisierte Auflage, 2004. • Universität Wien. Literatur im Kontext. URL: https://lic.ned.univie.ac.at/node/1305ff (12.2.2013). Lektion 7: Literatur in der DDR 1 Merkmale der DDR-Kultur allgemein: 1. Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) ist ein totalitärer sozialistischer Staat, in dem alle Macht bei der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) liegt. Der Parteichef (1950-1971 Walter Ulbricht, 1971-1989 Erich Honecker, 1989 Egon Krenz) ist der faktische Staatschef. 2. Die Kunst einschließlich der Literatur gilt als Objekt gesamtstaatlicher Planung. Die Künstler sollen im Auftrag des Staats- und Parteiapparates arbeiten und den Aufbau des Sozialismus in Deutschland thematisieren. 3. Die Partei erklärt den „sozialistischen Realismus“ zur verbindlichen Norm. Verstöße gegen diese Norm werden nicht toleriert. 4. Das sog. klassische Kulturerbe (Lessing, Goethe, Schiller u. a.) wird von der Partei zum positiven Vorbild erklärt. Der Umgang mit diesem Kulturerbe ist nicht frei. * Lyrik in den 1950er Jahren: 1. Älteste Generation von Lyrikern: Johannes R. Becher, Bertolt Brecht, Peter Huchel, Erich Arendt. 2. Mittlere Generation von Lyrikern: Stephan Hermlin, Johannes Bobrowski. 3. Jüngste Generation von Lyrikern: Reiner Kunze (Die Zukunft sitzt am Tisch, 1955), Günter Kunert (Wegschilder und Mauerinschriften, 1950). Epik in den 1950er Jahren: 1. Reportagen und Erzählungen aus den Betrieben. 2. Aufbauromane: Eduard Claudius (Menschen an unserer Seite, 1951). 3. Literatur des Bitterfelder Wegs: Franz Fühmann (Kabelkran und Blauer Peter, 1961). 4. Ankunftsliteratur: Brigitte Reimann (Ankunft im Alltag, 1961). Theater in den 1950er Jahren: 1. Produktionsstücke: Helmut Baierl (Die Feststellung, 1958); Peter Hacks (Moritz Tassow, 1961); Heiner Müller (Der Lohndrücker, 1956). 2. Stücke, die sich produktiv mit der Konzeption des epischen Theaters (Bertolt Brecht) sowie mit der Konzeption des lehrhaften aristotelischen Illusionstheaters (Friedrich Wolf) auseinandersetzen. * Lyrik in den 1960er Jahren: 1. Rolle des Ich und der Subjektivität als thematischer Schwerpunkt, Skepsis gegenüber dem realen Sozialismus, allmählicher Schwund des belehrenden Effekts, Durchsetzung des personalen Sprechens. 2. Profilierung einer jungen Generation von Lyrikern (die Anthologien Bekanntschaft mit uns selbst, 1961; Sonnenpferde und Astronauten, 1964; In diesem besseren Land, 1966). 3. Entstehung der „sächsischen Dichterschule“ (Volker Braun, Heinz Czechowski, Karl Mickel, Sarah und Rainer Kirsch u.a.). Epik in den 1960er Jahren: 1. Dominanz der „DDR-Literatur“, die das reale Leben beschreiben will. 2. Relativierung der Ankunft im „realen Sozialismus“, Umdeutung der „Ankunft“ in das Zu-sich-selbst-Kommen, in die Selbstverwirklichung eines Individuums über eine Integration in die Gesellschaft hinaus. 3. Repräsentative Autoren: Christa Wolf (Nachdenken über Christa T., 1968), Günter de Bruyn (Buridans Esel, 1968) und Fritz Rudolf Fries (Der Weg nach Oobliadooh, 1966 in der BRD erschienen). Theater in den 1960er Jahren: 1. Dominanz der Produktionsthematik. 2. Versuche des Theaters, die Funktion einer Ersatzöffentlichkeit wahrzunehmen. 3. Repräsentative Autoren: Peter Hacks (Die Sorgen und die Macht, 1963; Moritz Tassow, 1965; Amphitryion, 1967) und Heiner Müller (Die Umsiedlerin, 1961; Der Bau, 1965; Mauser, 1970). * Quellen Der vorstehende Text ist ein Auszug aus: • Ballegaard Petersen, Annelise/ Nielsen, Helge: Die deutsche Literatur 1945-2000, in: Geschichte der deutschen Literatur, Band 2: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hg. von Bengt Algot Sorensen, München, 2., durchgesehene Auflage, 2003, S. 270-456. • Beutin, Wolfgang (Hg.): Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart/ Weimar, 6., verb. und erw. Aufl., 2001. • Universität Wien. Literatur im Kontext. URL: https://lic.ned.univie.ac.at/node/1311/12/13/14/15/16/17/18 (14.2.2013). Lektion 8: Literatur in der DDR 2 Merkmale der DDR-Kultur in den 1970er und 1980er Jahren: 1. Kurze Hoffnung auf vorsichtige Liberalisierung der Kulturpolitik in der DDR nach der Ablösung Walter Ulbrichts durch Erich Honecker (1971). Veröffentlichungschancen für „nonkonformistische“ Werke (Christa Wolf: Nachdenken über Christa T.; Volker Braun: Die Kipper; Ulrich Plenzdorf: Die neuen Leiden des jungen W.) 2. Weiterbestehen der Zensur und der Bevormundung der Kulturschaffenden durch den Staats- und Parteiapparat. Offener Konflikt zwischen den Künstlern und der Staatsund Parteiführung nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns (1976). 3. Identitätskrise bei vielen DDR-Kulturschaffenden und Emigration von mehr als 100 Künstlern in die BRD. * Literatur in den 1970er und 1980er Jahren: 1. Radikale Zivilisationskritik, Gebrauch von der Formensprache der europäischen Moderne, Treue dem utopischen Sozialismus gegenüber. 2. Wenig Spielraum für sog. reformsozialistische Autoren. 3. Seit 1976 zunehmende Auswanderung von DDR-Autoren in die BRD. 4. Verschiedene Überlebens- und Veröffentlichungsstrategien der in der DDR gebliebenen Autoren. „Unabhängige“ Literatur: 1. Tatsächliche Abwesenheit einer Dissidenten-Literatur. 2. Entstehung einer jungen Kunstszene (Prenzlauer Berg-Szene) mit eigenen Zeitschriften (Rainer Schedlinski/ Andreas Koziol: ariadnefabrik, 1985 gegründet) und eigener literarischer Produktion (Elke Erb/ Sascha Anderson: Berührung ist nur eine Randerscheinung, 1985 in der BRD). * Christa Wolf Leben: „Am 18.3.1929 in Landsberg an der Warthe (heute Gorzow/ Polen) als Tochter eines Kaufmanns geboren. Anfang 1945 Flucht vor den russischen Truppen nach Mecklenburg. 1949 Abitur und Beitritt zur SED. 1949-53 Studium der Germanistik an den Universitäten Jena und Leipzig, Diplomarbeit über Probleme des Realismus im Werk Hans Falladas. Arbeit als Verlagslektorin und als Redakteurin der Zeitschrift Neue Deutsche Literatur. Seit 1962 freie Schriftstellerin. Mit dem Schriftsteller Gerhard Wolf verheiratet, mit dem zusammen sie mehrere Anthologien und Filmmanuskripte herausgegeben hat. Christa Wolf hat in der DDR, in der BRD sowie im Ausland zahlreiche Ehrungen empfangen. (Am 1.12.2011 in Berlin gestorben – Anm. M.U.)“ Ballegaard Petersen/ Nielsen 2002, S. 386f. Literarisches Werk: 1. Moskauer Novelle (1961). 2. Der geteilte Himmel (1963). 3. Nachdenken über Christa T. (1969). 4. Kindheitsmuster (1976). 5. Kassandra (1983). 6. Was bleibt (1979/1990). Nachdenken über Christa T.: 1. Als Erzählanlass dient der Tod einer Jugendfreundin der Erzählerin (Christa Tabbert- Gebauer). 2. Der Roman ist als Lebenslauf einer Frau dargestellt, die sich auf der Suche nach einer neuen Identität befindet. 3. Die zentrale Erkenntnis ist, dass die Gesellschaft nur angepasste, schräubchengleich funktionierende, phantasielose „Tatsachenmenschen“ fordert und fördert. 4. Der Roman übt eine verschlüsselte Kritik an der bestehenden Gesellschaftsordnung und deren deformiertem Verhältnis zum Menschen aus. * Quellen Der vorstehende Text ist ein Auszug aus: • Ballegaard Petersen, Annelise/ Nielsen, Helge: Die deutsche Literatur 1945-2000, in: Geschichte der deutschen Literatur, Band 2: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hg. von Bengt Algot Sorensen, München, 2., durchgesehene Auflage, 2003, S. 270-456. • Beutin, Wolfgang (Hg.): Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart/ Weimar, 6., verb. und erw. Aufl., 2001. • Universität Wien. Literatur im Kontext. URL: https://lic.ned.univie.ac.at/node/1311/12/13/14/15/16/17/18/24 (14.2.2013). Lektion 9: Literatur nach der „Wende“ Historischer Kontext: 1. Am 9. November 1989 fällt die Berliner Mauer. Am 3. Dezember 1989 tritt die Führung der SED zurück. Am 7. Dezember 1989 tritt zum ersten Mal der Zentrale Runde Tisch zusammen. 2. Am 12. September 1990 wird in Moskau der „Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland“ unterzeichnet, in dem die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs (USA, Großbritannien, Frankreich, UdSSR) den zwei deutschen Teilstaaten (BRD, DDR) das Recht auf die Wiedervereinigung zuerkennen und dem wiedervereinigten Deutschland die volle Souveränität zurückgeben. 3. Am 20. September 1990 wird vom Bundestag und der Volkskammer der DDR der Einigungsvertrag angenommen, der am 3. Oktober in Kraft tritt (= Wiedervereinigung Deutschlands). * Literarische Kontroversen nach der Wiedervereinigung: 1. Ausbruch des „deutsch-deutschen Literaturstreits“ (Juni 1990) mit Christa Wolfs Erzählung Was bleibt (1979/1990) als Auslöser. 2. Entstehung einer teilweise kontrovers diskutierten „Wendeliteratur“: Rolf Hochhuth (Wessis in Weimar, 1993), Friedrich Christian Delius (Die Birnen von Ribbeck, 1991), Monika Maron (Stille Zeile Sechs, 1990). 3. Kontroverse um Günter Grass´ Roman Ein weites Feld (1995). * Epik der 1990er Jahre: 1. Novellen: Uwe Timm (Die Entdeckung der Currywurst, 1993); Bodo Kirchhoff (Gegen die Laufrichtung, 1993); Norbert Gstrein (O2, 1993). 2. Literatur zur NS-Vergangenheit: Bernhard Schlink (Der Vorleser, 1995); Marcel Beyer (Flughunde, 1995). 3. Literatur zur DDR-Vergangenheit: Thomas Brussig (Helden wie wir, 1995); Ingo Schulze (Simple Storys, 1998). 4. Erinnerungsliteratur – Erinnerungen an die NS-Zeit: Martin Walser (Ein springender Brunnen, 1998); Günter Grass (Im Krebsgang, 2002). 5. „Popliteratur“: Christian Kracht (Faserland, 1995); Thomas Meinecke (Tomboy, 1998); Benjamin von Stuckrad-Barre (Soloalbum, 1998); Benjamin Lebert (Crazy, 1999). Lyrik der 1990er Jahre: 1. Entwicklung einer stark experimentierenden Dichtung (Transitpoesie), oft in der Tradition der Konkreten und Visuellen Poesie: Durs Grünbein (Schädelbasislektion, 1991); Thomas Kling (brennstabm, 1991). 2. Weiterentwicklung einer auf traditionelle Formen zurückgreifenden Poesie: Ulla Hahn (Epikurs Garten, 1995). Theater der 1990er Jahre: 1. Krisenerscheinungen in der Theaterlandschaft (häufige Neuinszenierungen von Klassikern, Auflösung des Theaters in reiner Performance und Eventkultur). 2. Desillusionierung, Sarkasmus und Zynismus als Hauptmerkmale des Dramas der 1990er Jahre. 3. Häufig gespielte Zeitgenossen: Heiner Müller, Botho Strauß, Peter Handke, Rolf Hochhuth. * Quellen Der vorstehende Text ist ein Auszug aus: • Ballegaard Petersen, Annelise/ Nielsen, Helge: Die deutsche Literatur 1945-2000, in: Geschichte der deutschen Literatur, Band 2: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hg. von Bengt Algot Sorensen, München, 2., durchgesehene Auflage, 2003, S. 270-456. • Beutin, Wolfgang (Hg.): Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart/ Weimar, 6., verb. und erw. Aufl., 2001. • Brenner, Peter J.: Neue deutsche Literaturgeschichte. Vom „Ackermann“ zu Günter Grass, Tübingen, 2., aktualisierte Auflage, 2004. • Universität Wien. Literatur im Kontext. URL: https://lic.ned.univie.ac.at/node/1305ff. (12.2.2013). Lektion 10: Wolfgang Koeppen und Heinrich Böll Wolfgang Koeppen Leben: „Geb. am 23.6.1906 in Greifswald. Schauspieler, Dramatiker, Filmautor, freier Journalist. 1934-38 im „freiwilligen“ Exil in Holland, 1938 in München und später versteckt am Starnberger See, um der Einziehung zur Wehrmacht zu entgehen. Lebte seit 1945 als freier Schriftsteller in München, wo er 15.3.1996 gestorben ist.“ Ballegaard Petersen/ Nielsen 2002, S. 325. * Werk: 1. Frühes Werk: a. Die unglückliche Liebe (1934), Die Mauer schwankt (1935). 2. Nachkriegszeit: a. Romane: Tauben im Gras (1951), Das Treibhaus (1953), Der Tod in Rom (1954). b. Reiseessays. c. Autobiographie: Jugend (1976). Tauben im Gras: 1. Der Roman hat einen episodischen Charakter (mehr als 100 Sequenzen); es gibt viele Handlungsstränge und ungefähr 30 Figuren. 2. Thema des Romans ist die Beschreibung der Widersprüche der Nachkriegszeit; im Fokus steht die Zerstörung des Individuums. 3. Charakteristisch für diesen Roman ist seine Komplexität, die aus der Anlehnung an den Film, dem Gebrauch des Perspektiv- und Stilwechsels, dem Gebrauch des Bewusstseinsstroms und des inneren Monologs, der Verwertung von Sprachjargon, Zeitungsausschnitten und Liedtiteln, den Anspielungen auf die Bibel und die Mythologie sowie auf Sagen und Märchen resultiert. * Heinrich Böll Leben: „Geb. am 21.12.1917 in Köln als Sohn eines Kunsttischlers, in einem kleinbürgerlichen, katholischen Milieu aufgewachsen. Nach dem Abitur Buchhändlerlehre, 1939-45 Soldat, bei Kriegsende in französischer und englischer Gefangenschaft, kehrte im Herbst 1945 nach Köln zurück. Seit 1942 mit der Lehrerin Annemarie Cech verheiratet. Hilfsarbeiter, Büroangestellter, seit 1951 freier Schriftsteller. 1971-74 Präsident des internationalen PENClubs. 1972 Nobelpreis für Literatur. 1976 Austritt aus der katholischen Kirche. Gest. am 16.7.1985.“ Ballegaard Petersen/ Nielsen 2002, S. 322. * Werk: 1. „Kriegs-, Trümmer- und Heimkehrer-Literatur“: Wanderer, kommst du nach Spa (1950), Wo warst du, Adam? (1951), Bekenntnis zur Trümmerliteratur (1952, ein Aufsatz). 2. Romane der 1950er Jahre: Billard um halbzehn (1959), Ansichten eines Clowns (1963). 3. Werke der 1960er Jahre: satirische Erzählungen (Doktor Murkes gesammeltes Schweigen, 1958), Reisebeschreibungen, Übersetzungen, Publizistik (Reden, Aufsätze, Interviews). 4. Spätes Werk: Gruppenbild mit Dame (1971), Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1974), Fürsorgliche Belagerung (1979), Frauen vor Flusslandschaft (1985). * Bölls gesellschaftliches Engagement: 1. Kritik an den politischen Verhältnissen und Entwicklungen, Geißelung der Wirtschaftswunder-Mentalität, Kritik an der katholischen Kirche und an dem restaurativen Geist der Adenauer-Ära. 2. Kampf gegen die Große Koalition aus CDU und SPD, Kritik an der Kanzlerschaft Kurt G. Kiesingers. 3. Als Präsident des internationalen PEN-Clubs Einsatz für politisch verfolgte Schriftsteller (Alexander Solschenizyn). 4. Scharfe Auseinandersetzung mit dem konservativen Pressekonzern Axel Springers (seit 1971/72). * Quellen Der vorstehende Text ist ein Auszug aus: • Ballegaard Petersen, Annelise/ Nielsen, Helge: Die deutsche Literatur 1945-2000, in: Geschichte der deutschen Literatur, Band 2: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hg. von Bengt Algot Sorensen, München, 2., durchgesehene Auflage, 2003, S. 270-456. • Scholl, Joachim/ Binder, Klaus: Deutsche Schriftsteller. Von Grimmelshausen bis Grass. Hildesheim 2007. • Thuleen, Nancy: Sprache, Stil, und Thematik in Wolfgang Koeppens Tauben im Gras. URL: http://www.nthuleen.com/papers/632paper.html (14.3.2013). Lektion 11: Günter Grass und Uwe Johnson Günter Grass Leben: „Geb. am 16.10.1927 in Danzig-Langfuhr, wo seine Eltern, der aus dem Deutschen Reich stammende, protestantische Vater und die aus der Danziger Gegend stammende katholischkaschubische Mutter, ein Lebensmittelgeschäft hatten. 1944 als Panzerschütze eingesetzt, bei Cottbus verwundet. [...] Nach 1945 absolvierte er ein Steinmetz-Praktikum, danach ein Studium der Bildhauerei und Graphik 1951-56 in Düsseldorf und Berlin. 1956-59 mit seiner Frau Anna Schwarz in Paris, wo er an seinem ersten Roman Die Blechtrommel arbeitete. [...] Wohnt seit 1960 in Berlin, daneben seit 1972 in Wewelsfleth, Schleswig-Holstein, seit 1987 in Behlendorf bei Mölln, Schleswig-Holstein. Heiratete nach der Scheidung von seiner Frau 1979 die Organistin Ute Grunert. 1982 Eintritt in die SPD; Austritt 1992 aus Protest gegen ihre Asylpolitik. [1999 Nobelpreis für Literatur.]“ Ballegaard Petersen/ Nielsen 2002, S. 380. * Werk: 1. Erste Phase (1955-59): Gedichte (Die Vorzüge der Windhühner, 1956), absurde Theaterstücke (Noch zehn Minuten bis Buffalo, 1958). 2. Zweite Phase (1959-72): Danziger Trilogie (Die Blechtrommel, 1959; Katz und Maus, 1961; Hundejahre, 1963), autobiographische Schriften (Aus dem Tagebuch einer Schnecke, 1972). 3. Dritte Phase (1972 bis heute): Romane und Erzählungen (Der Butt, 1977; Das Treffen in Telgte, 1979; Die Rättin, 1986; Unkenrufe. Eine Erzählung, 1992; Ein weites Feld, 1995), Autobiographie (Beim Häuten der Zwiebel, 2006), Gedichte („Was gesagt werden muss“, 2012; „Europas Schande“, 2012). Die Blechtrommel: 1. Es handelt sich um ein Werk in der Tradition des pikaresken Romans (Vorbild: H. J. C. von Grimmelshausen: Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch, 1668). 2. Thema des Romans ist die Geschichte Deutschlands (vor allem die NS-Zeit). 3. Aussage des Romans ist die Ablehnung der Kollektivschuld-These und der Konspirationsthese sowie die Entlarvung des Kleinbürgertums als der tragenden sozialen Schicht des Nationalsozialismus. * Uwe Johnson Leben: „Am 20. Juli 1934 in Cammin (Pommern) geboren; Sohn eines Landwirtes und Ministerialbeamten. 1944-1945 Schüler eines NS-Internats in Polen. Floh 1945 mit der Familie nach Mecklenburg und verbrachte seine Gymnasialjahre in Güstrow. Von 1952 bis 1956 Studium der Germanistik und Anglistik in Rostock und Leipzig [...]. 1959 Übersiedlung nach Westberlin. 1962 Heirat mit Elisabeth Schmidt [...]. Verschiedene (Studien-) Reisen; 1966-1968 in New York. 1974 ließ er sich in Sheerness-on-Sea auf der Isle of Sheppey (England) nieder. Sein letztes Lebensjahrzehnt von Einsamkeit und psychischen Krisen geprägt; 1977 Trennung von seiner Frau, die nach seiner eigenen Aussage als Mitarbeiterin des tschechischen Geheimdienstes enttarnt worden war. Am 12. März 1984 in seinem Haus tot aufgefunden; vermutlich in der Nacht vom 23. auf den 24. Februar an einem nachträglich diagnostizierten „Herzversagen“ gestorben.“ Ballegaard Petersen/ Nielsen 2002, S. 384. * Werk: • Johnsons Thema sind die Situationen der gespaltenen deutschen Wirklichkeit. • Charakteristisch für Johnsons Werk sind die eigenartige Sprache, die ausgeklügelte Zitat-Technik und die umfangreichen Sachrecherchen. • Johnsons Romane: o Mutmaßungen über Jakob (1959). o Das dritte Buch über Achim (1961). o Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl (1970-83). * Quellen Der vorstehende Text ist ein Auszug aus: • Ballegaard Petersen, Annelise/ Nielsen, Helge: Die deutsche Literatur 1945-2000, in: Geschichte der deutschen Literatur, Band 2: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hg. von Bengt Algot Sorensen, München, 2., durchgesehene Auflage, 2003, S. 270-456. • Brauneck, Manfred (Hg.): Autorenlexikon deutschsprachiger Literatur des 20. Jahrhunderts, Reinbek bei Hamburg, überarbeitete und erweiterte Neuausgabe, 1995. • Frenzel Elisabeth und Herbert A.: Daten deutscher Dichtung. München 1997. • Meid, Volker: Metzler Literatur Chronik. Werke deutschsprachiger Autoren, Stuttgart-Weimar, 3., erweiterte Auflage 2006. • Universität Wien: Literatur im Kontext. URL: https://lic.ned.univie.ac.at/node/23680 (12.3.2013). Lektion 12: Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt Max Frisch Leben: „Geb. am 15.5.1911 in Zürich. Der Architektensohn studierte einige Semester Germanistik, musste aber nach dem Tod des Vaters aus finanziellen Gründen das Studium aufgeben und wandte sich dem Journalismus zu. Nach ersten literarischen Anfängen 1936 Aufnahme des Architekturstudiums, das er 1941 abschloss. Heiratete 1943 Constanze von Meyenburg, „eine Tochter aus großbürgerlichem Haus“, von der er sich 1954 trennte. Gab 1955 sein Architekturbüro auf und lebte seitdem als freier Schriftsteller mit wechselnden Wohnsitzen im Tessin, in Rom (1960-65 mit Ingeborg Bachmann), in Berlin, New York und immer wieder in Zürich. 1968 heiratete er Marianne Oellers, von der er sich 1979 scheiden ließ. Gest. am 3.4.1991.“ Ballegaard Petersen/ Nielsen 2002, S. 331. * Werk: Zentrales Thema von Frischs Werk: • Rollen- und Identitätsproblematik als individuelles Problem oder als Problem auf der politisch-gesellschaftlichen Ebene. Dramen: 1. Nun singen sie wieder (1946), Die Chinesische Mauer (1947), Graf Öderland (1951). 2. Biedermann und die Brandstifter (1958), Andorra (1961). 3. Biografie: Ein Spiel (1967). Romane und Erzählungen: 1. Stiller (1954). 2. Homo faber (1957). 3. Mein Name sei Gantenbein (1964). * Friedrich Dürrenmatt Leben: „Geb. am 5.1.1921 in Konolfingen (Kanton Bern), Sohn eines protestantischen Pfarrers. Aufgewachsen im Emmental, Gymnasium in Bern, studierte (ohne Abschluss) Theologie, Philosophie, Germanistik und Naturwissenschaften an der Universität Zürich, war zugleich Zeichner, Karikaturist und Maler und arbeitete eine Zeitlang als Journalist und KabarettTexter. Seit 1952 wohnte er als freier Schriftsteller in Neuchâtel (Neuenburg). Gest. am 14.12.1990.“ Ballegaard Petersen/ Nielsen 2002, S. 333f. * Werk: Zentrales Thema von Dürrenmatts Werk. • Undurchsichtigkeit und Verworrenheit der Welt, Korrumpierbarkeit der Gesellschaft, Rolle des Zufalls im Leben der Menschen. Kriminalromane: 1. Der Richter und sein Henker (1952). 2. Der Verdacht (1953). Hörspiele: 1. Herkules und der Stall des Augias (1954). 2. Die Panne (1956). Dramen: 1. Der Besuch der alten Dame (1956), Die Physiker (1962), Meteor (1966). 2. Bearbeitungen von Shakespeare, Strindberg, Goethe u.a. * Quellen Der vorstehende Text ist ein Auszug aus: • Ballegaard Petersen, Annelise/ Nielsen, Helge: Die deutsche Literatur 1945-2000, in: Geschichte der deutschen Literatur, Band 2: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, hg. von Bengt Algot Sorensen, München, 2., durchgesehene Auflage, 2003, S. 270-456. • Brenner, Peter J.: Neue deutsche Literaturgeschichte. Vom „Ackermann“ zu Günter Grass, Tübingen, 2., aktualisierte Auflage, 2004. • Meid, Volker: Metzler Literatur Chronik. Werke deutschsprachiger Autoren, Stuttgart/ Weimar, 3., erweiterte Auflage 2006. • Scholl, Joachim/ Binder, Klaus: Deutsche Schriftsteller. Von Grimmelshausen bis Grass. Hildesheim 2007. Okruhy ke zkoušce Zkouška proběhne ústní nebo písemnou formou a bude průřezem všech 12 lekcí. Obsáhne tedy literaturu od Výmarské republiky po Berlínskou republiku. Během zkoušky budou také ověřeny znalosti konkrétních textů osvojené během společné komentované četby v seminářích.