Geschichte der Lyrik Romantik und Restaurationszeit Begriffserklärung („Romantisch“) • Romantisch = romanhaft, phantastisch, mittelalterlich, abenteuerlich. • Romantische Literatur in Deutschland = Literatur außerhalb der Weimarer Klassik (zwischen 1795 und 1830). • Gliederung der romantischen Literatur in mehrere Phasen: – Frühromantik (Jenaer Romantik); – Hochromantik (Heidelberger Romantik); – Spätromantik (Berliner Romantik, Schwäbische Dichterschule). Historischer Kontext (Prägende Ereignisse) • Ausbruch der Französischen Revolution (1789) und der Koalitionskriege (1792-1815). • Auflösung des Heiligen Römischen Reiches und Gründung des Rheinbundes (beides 1806). • Entstehung einer Welle des deutschen Nationalismus und Entladung der antifranzösischen Ressentiments in den Befreiungskriegen (1813-1815). Merkmale der romantischen Literatur • Streben nach dem Gesamtkunstwerk (Vermischung der literarischen Gattungen) und der Vereinigung der Gegensätze (Traum und Wirklichkeit, Endliches und Unendliches usw.). • Interesse an der Geschichte = Verständnis der Vergangenheit als eines Korrektivs gegen die Gegenwart. • Liebe zur Musik (zahlreiche Lieder, auch in prosaischen Werken). • Vorliebe für die Folklore, Abneigung gegen die industrialisierte Zivilisation (typisch für die Hoch- und Spätromantik). • Interesse an der Nachtseite der Natur und der menschlichen Psyche (typisch für die Hoch- und Spätromantik). Lyriker der Romantik • Novalis (1772-1801): Hymnen an die Nacht (1800) sowie zahlreiche Einzelgedichte, z.B. „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“. • Clemens Brentano (1778-1842): Des Knaben Wunderhorn (1806/1808) sowie zahlreiche Einzelgedichte, z. B. „Sprich aus der Ferne“. • Joseph von Eichendorff (1788-1857): Gedichte wie „In einem kühlen Grunde“, „Die zwei Gesellen“, „Mondnacht“. • Ernst Moritz Arndt (1769-1860): Lieder für Teutsche (1813) sowie zahlreiche Einzelgedichte, z. B. „Vaterlandslied“. • Theodor Körner (1791-1813): Leyer und Schwerdt (1814). Historische Abgrenzung der Restaurationszeit • Restauration als Begriff = Wiederherstellung eines politischen Zustandes. • Restauration als historischer Epochenbegriff (in der deutschen Geschichte) = die Zeit zwischen dem Wiener Kongress (1814/15) und der Revolution von 1848. Historischer Kontext • Beendigung der Napoleonischen Kriege auf dem Wiener Kongress (1814- 1815), Auflösung des Rheinbundes und Gründung des Deutschen Bundes. • Schwelender Konflikt zwischen den Repräsentanten der Restauration (Metternich) und den deutschen Liberalen und Nationalisten (vor allem Studenten), die einen vereinigten deutschen Nationalstaat fordern. • Eskalation des Konflikts in der Märzrevolution (1848), Sturz der konservativen Regierungen (Abdankung Metternichs), Berufung liberaler Regierungen (sog. Märzkabinette), Zusammentreten der Frankfurter Nationalversammlung, die die Verfassung für das neu zu gründenden Deutschen Nationalstaat erarbeiten sollte (letztlich ohne Erfolg). Merkmale der Literatur der Restaurationszeit • Widerspiegelung der konfliktgeladenen Lage im Deutschen Bund in literarischen Texten: • 1) Entstehung einer konservativen, weitgehend entpolitisierten Literatur, die dem antimodernistischen, traditionalistischen und klerikalen Geist der Restauration verbunden bleibt (Biedermeier); • 2) Entstehung einer liberalen, politisch engagierten Literatur, die gegen die Metternichsche Politik opponiert und die Liberalisierung und Demokratisierung der Verhältnisse in Deutschland initiieren will (Junges Deutschland); • 3) Entstehung einer radikal demokratischen, agitatorischen Literatur (sog. Tendenzliteratur), die in der Tradition der Befreiungslyrik steht (Vormärzlyrik). Lyrik der Restaurationszeit • Lyrik des Biedermeier: – Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848): Heidebilder (1841/42). – Eduard Mörike (1804-1875): Gedichte (1838/48/64) sowie Einzelgedichte wie z.B. „Septembermorgen“ und „Er ist´s“. • Lyrik des Jungen Deutschland: – Heinrich Heine (1797-1856): Das Buch der Lieder (1827), Neue Gedichte (1844), Romanzero (1851). • Vormärzlyrik: – Ferdinand Freiligrath (1810-1876): Ein Glaubensbekenntnis (1844). – Georg Herwegh (1817-1875): Gedichte eines Lebendigen (1841). Sekundärliteratur • Beutin, Wolfgang (Hrsg.) (2001): Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 6., verbesserte und erweiterte Auflage. Stuttgart; Weimar. • Brenner, Peter J. (2011): Neue Deutsche Literaturgeschichte. Vom „Ackermann“ zu Günter Grass. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin; New York. • Jeßing, Benedikt / Köhnen, Ralph (2012): Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 3., aktualisierte und überarbeitete Auflage. Stuttgart; Weimar. • Schnell, Ralf (2011): Deutsche Literatur von der Reformation bis zur Gegenwart. Reinbek bei Hamburg.