Kulturgeschichte der deutschsprachigen Länder Weimarer Republik 1918-1933 Historischer Rahmen • Am 19. Januar 1919 wird die Deutsche Nationalversammlung gewählt, die Deutschland eine neue Verfassung geben soll. Die Nationalversammlung tritt in Weimar zusammen, so dass die von ihr beschlossene Verfassung als Weimarer Verfassung bezeichnet wird. Die neue Verfassung tritt am 14. August 1919 in Kraft und führt in Deutschland offiziell die republikanische Staatsform ein (Weimarer Republik). • Am 28. Juni 1919 wird in Versailles (Frankreich) der Friedensvertrag unterzeichnet, der den Ersten Weltkrieg völkerrechtlich beendet (Versailler Vertrag). Die Härte des Friedensvertrags ruft in Deutschland eine allgemeine Empörung hervor („Versailler Diktat") und diskreditiert in den Augen der deutschen Öffentlichkeit sowohl die Westmächte als auch die Demokratie. • Die politische Lage in Deutschland bleibt während der Weimarer Republik instabil. Die demokratischen Parteien verlieren infolge Krisen und Anfeindungen von rechts und links immer mehr Stimmen an extremistische Parteien (zuletzt vor allem an die NSDAP und die KPD). Der „Führer'' der NSDAP Adolf Hitler wird schließlich am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt. Die Weimarer Republik geht unter. Kulturboom in der Weimarer Republik • In der unmittelbaren Nachkriegszeit erlebt die künstlerische Avantgarde (Expressionisten, Dadaisten) eine kurze Blütezeit, die nach dem „Neuen Menschen'' und der „Neuen Welt'' sucht. Nach der Stabilisierung der Wirtschaftslage (Mitte der 1920er Jahre) setzt sich die Neue Sachlichkeit durch, die wieder zur alltäglichen Realität zurückfindet. • In den 1920er Jahren boomt das Kulterleben in der Weimarer Republik („Goldene Zwanziger"). Es entsteht eine moderne Vergnügungsindustrie, vor allem die Filmindustrie, die sich in den großen Städten konzentriert. Als Vorbild dient Amerika („Amerikanisierung"). • Die Modernisierung und Internationalisierung des Kulturlebens in der Weimarer Republik stößt auf gespaltene Reaktionen. Es entflammt von Neuem der Streit über die gesellschaftliche Funktion der Kunst und die Eigenständigkeit der deutschen Kultur. Es entstehen Künstlergruppierungen, die in Verbindung zu extremistischen Parteien stehen (Kampfbund für deutsche Kultur - NSDAP, Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller-KPD). Neue Sachlichkeit • Neue Sachlichkeit ist eine führende Stilrichtung in den deutschsprachigen Ländern der Zwischenkriegszeit. Der Name rührt von dem Titel der Ausstellung „Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus" her, die 1925 in Mannheim stattfand. • Merkmale der „Neuen Sachlichkeit": - Ansiedelung der Kunst (Film, Fotografie, Literatur, Malerei) in der Wirklichkeit (Alltags- und Arbeitsleben in der Großstadt); - Verzicht auf das bloß Dekorative, Reduzierung auf die Grundformen; - distanzierte, nüchterne, unsentimentale Darstellung der Wirklichkeit, manchmal verbunden mit dem Bemühen um die kritische Auseinandersetzung mit der bestehenden Gesellschaft (Verismus). • Seit Ende der 1920er Jahre wird die Neue Sachlichkeit zunehmend angefeindet. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten bedeutet schließlich das Ende der Neuen Sachlichkeit in Deutschland. Sekundärliteratur • Craig, Gordon A. (1980): Deutsche Geschichte 1866-1945. Vom Norddeutschen Bund bis zum Ende des Dritten Reiches. München. • Glaser, Hermann (2002): Kleine Kulturgeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. München. • Peukert, Detlev J. K. (1987): Die Weimarer Republik. Krisenjahre der Klassischen Moderne. Frankfurt am M.