PRAKTICKÉ OTÁZKY PŘEKLADU Studijní opora Opava 2017 1 INHALT Inhalt................................................................................................................................. 1 Zeiteinteilung.................................................................................................................... 2 Anforderungen.................................................................................................................. 3 Literatur ............................................................................................................................ 3 Art der Kommunikation mit dem Lektor.......................................................................... 3 1. Übersetzung – Typologie, Funktionen, Grundbegriffe ................................................ 4 2. Tipps für bessere Übersetzungen.................................................................................. 7 3. Problem: Die Frage der Übersetzbarkeit .................................................................... 10 4. Methoden der Übersetzung im Hinblick auf unterschiedliche Texttypen.................. 15 5. Problem: Fachtexte..................................................................................................... 23 5.1 Fachsprache .............................................................................................................. 23 6. Arbeit mit Paralleltexten............................................................................................. 26 6.1 Paralleltexte .............................................................................................................. 26 7. Problem: Mehrdeutigkeit............................................................................................ 28 8. Übersetzungsmöglichkeiten mehrdeutiger Wortverbindungen.................................. 30 9. Problem: Phraseologismen ......................................................................................... 32 10. Übersetzungsmöglichkeiten von Phraseologismen .................................................. 35 11. Problem: Wortspiele................................................................................................. 37 12. Dolmetschen............................................................................................................. 43 2 ZEITEINTEILUNG Lektion 1 Übersetzung – Typologie, Funktionen, Grundbegriffe Lektion 2 Tipps für bessere Übersetzungen Lektion 3 Problem: Übersetzbarkeit Lektion 4 Methoden der Übersetzung Lektion 5 Problem: Fachtexte Lektion 6 Arbeit mit Paralleltexten Lektion 7 Problem: Mehrdeutigkeit Lektion 8 Übersetzungsmöglichkeiten Lektion 9 Problem: Phraseologismen Lektion 10 Übersetzung von Phraseologismen Lektion 11 Problem: Wortspiele Lektion 12 Dolmetschen Test/Prüfung Präsentation eigener Übersetzung 3 ANFORDERUNGEN Die Studenten sollen die Theorie zu einzelnen Themen einstudieren. Sie müssen fähig sein, alle Fachtermini zu erklären und, wenn möglich, an Beispielen zu demonstrieren, dass sie den Stoff verstanden haben. Am Ende des Semesters sollen die Studierenden eigene Übersetzungen präsentieren. Als Übungen dienen Aufgaben und Fragen zum Nachdenken am Ende jeder Lektion. LITERATUR Grundliteratur: Kautz, U.: Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens. München, 2000. Eco, U.: Quasi dasselbe mit anderen Worten. Über das Übersetzen. München / Wien, 2006. Hönig, H.G.: Strategie der Übersetzung: ein Lehr-und Arbeitsbuch. Tübingen, 1999. Koller, W.: Einführung in die Übersetzungswissenschaft. 8. Aufl. Wiesbaden, 2011. Knittlová D.: K teorii a praxi překladu. Olomouc, 2000. Kühn, P.: Bausteine Fachdeutsch für Wissenschaftler. Jura. Heidelberg, 1992. Weber, S.: Recht & Sprache. Chemnitz, 2001. Wettstädt, G.: Recht und Rechtswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart, 2000. ART DER KOMMUNIKATION MIT DEM LEKTOR Alle wichtigen Informationen zu dem Inhalt der Veranstaltung bekommen die Studenten an der einleitenden Vorlesung. Weiterhin wird vor allem per E-Mail oder in den Sprechstunden kommuniziert. Eventuelle Fragen zu den einzelnen behandelten Themen beantwortet der Lektor entweder schriftlich per E-Mail, telefonisch oder persönlich in den Sprechstunden. Mögliche Kommunikationsarten • E-mail: gabriela.rykalova@fpf.slu.cz • Telefon: 553 684 456 • WWW: http://ifl.fpf.slu.cz/rykalova 1. ÜBERSETZUNG – TYPOLOGIE, FUNKTIONEN, GRUNDBEGRIFFE 1.1 Übersetzung Die Übersetzung kann als „die Überführung eines Textes einer Ausgangssprache (AS) in einen funktional-äquivalenten Text einer Zielsprache (ZS)“ (Fiedler 1999:61) definiert werden. Vereinfacht gesagt, ist die Übersetzung ein Prozess, bei dem eine Mitteilung aus einer Ausgangssprache gezielt, d.h. mit einer Absicht, in eine Zielsprache übertragen wird. Für Nord ist das oberste Ziel der Übersetzung die Funktionsgerechtigkeit: „Translation ist die Produktion eines funktionsgerechten Zieltextes in einer je nach der angestrebten oder geforderten Funktion (Translatscopos) unterschiedlich spezifizierten Anbindung an einen vorhandenen Ausgangstext.“ (Nord 2009:30) Bei der Übersetzung eines Textes, der auf einer Wechselwirkung zwischen Denotation (dem Bezug auf Dinge und Sachverhalte) und Konnotation (dem Bezug auf Assoziationen) mit der Sprache beruht (vgl. Snell-Hornby/Hönig/Kußmaul/Schmitt 2006:238), können eben kollektive, mit der Kultur verbundene, oder individuelle Assoziationen Probleme für den Übersetzer darstellen. Nach Jiří Levý, dem Stammvater der tschechischen Translatologie, ist die Übersetzung ein Prozess, bei dem eine Mitteilung aus einer Ausgangssprache gezielt, d.h. mit einer Absicht, in eine Zielsprache übertragen wird. Dieses Prozess erfolgt nach Levý (1983) in drei Schritten, die den entscheidenden Einfluss auf die Qualität der Übersetzung haben: 1) Textverständnis 2) Textinterpretation 3) eigene Übersetzung. 1.2 Übersetzungstypen A) 1. Die Interlinearversion (Wort-für-Wort-Übersetzung) 2. Die Wörtliche Übersetzung (grammar translation) 3. Die dokumentarische / philologische Übersetzung 4. Die kommunikative Übersetzung 5. Die bearbeitende Übersetzung B) 1. Wörtlich-treue Übersetzung 2. Sinngemäß-freie Übersetzung Motto: „So wörtlich wie möglich und so frei wie nötig.“ 1.3 Faktoren der Übersetzung • Ausgangstext • Zieltext • Übersetzer • Übersetzungsprozess • Sender • Kommunikation • Empfänger • Transfer • Funktion „Die Übersetzung als Werk ist eine künstlerische Reproduktion, das Übersetzen als Vorgang ein originales Schaffen, die Übersetzung als Kunstgattung ein Grenzfall an der Scheide zwischen reproduzierender und original schöpfender Kunst.“ (Levý 1969:65) Fragen und Aufgaben: 1. Wie würde Sie folgende Film- und Buchtitel im Zusammenhang mit den unter 1.3 genannten Faktoren der Übersetzung ins Deutsche, bzw. ins Tschechische übersetzen? 2. Wie gehen Sie bei der Übersetzung vor? Beschreiben Sie die einzelnen Schritte. Aus dem Deutschen ins Tschechische Drei Haselnüsse für Aschenbrödel ……………………………………….. Wie man Dornröschen wachküßt ……...………………………………… Der Furchtlose ……...………………………………… Das Jahr des Teufels ……...………………………………… Liebe nach Fahrplan ……...………………………………… Kuschelnester ……...………………………………… Hopfenpflücker ……...………………………………… Der Feuerball ……...………………………………… Lerchen am Faden ……...………………………………… Hundejahre ……...………………………………… Aus dem Tschechischen ins Deutsche Obsluhoval jsem anglického krále ……………………………………………….. Vrchní, prchni! ……………………………………………….. Tenkrát na západě ……………………………………………….. Tři veteráni ……………………………………………….. Vratné lahve ……………………………………………….. 2. TIPPS FÜR BESSERE ÜBERSETZUNGEN Übersetzen ist eine große Herausforderung, die mitunter allerdings auch sehr frustrierend sein kann. Die folgenden Tipps können Ihnen helfen, mit mehr Spaß flüssiger und wirkungsvoller zu übersetzen. Bevor Sie anfangen Wichtig ist, dass Sie den Text, den Sie übersetzen möchten, verstanden haben. Lesen Sie ihn daher zunächst von Anfang bis Ende komplett durch. Und nun trinken Sie einen Kaffee, genießen Sie einen Spaziergang im Garten oder schlafen Sie sich aus, bevor Sie wieder zu Ihrem Text zurückkehren. Ich habe das Gefühl, klarer, flüssiger und mit mehr Freude zu übersetzen, wenn ich den Ausgangstext überschlafen habe, so wie Kinder ihren Schlaf brauchen, um die aufregenden Dinge zu verarbeiten, die sie während des Tages erlebt haben. Auch wenn die Zeit knapp ist, sollten Sie dennoch zumindest eine Pause einlegen, bevor Sie anfangen. Die Recherche Nehmen Sie sich eine halbe Stunde Zeit (je mehr Zeit Sie investieren, umso besser für Ihre Übersetzung), um eine Recherche zum Thema des Textes durchzuführen. Sie werden sehen, welchen Unterschied dies für Ihre Arbeit macht. Besuchen Sie eine gute zielsprachliche Website zum Textgegenstand und schauen Sie sich an, welche Ausdrucksweise verwendet wird. Machen Sie sich Notizen. Bei dieser Gelegenheit können Sie auch alle Probleme, die Ihnen bereits beim ersten Lesen aufgefallen sind, klären. Formulieren Sie natürlich Um zu überzeugen, muss Ihr Text natürlich klingen. Das Schwierigste daran ist der Schreibstil. Die Kunst ist, zu verstehen, was der Verfasser des Ausgangstextes sagt, wie er es vermittelt und was die eigentliche Botschaft des Textes ist. Wenn Sie den Text von Anfang bis Ende gelesen haben, wissen Sie all das schon. Behalten Sie dieses Wissen im Kopf und schreiben Sie die gleiche Botschaft mit Ihren eigenen Worten nieder, ohne dabei wesentliche Informationen auszulassen. Lassen Sie sich nicht von den Formulierungen in der Ausgangssprache verleiten. Wir als Übersetzer haben Zeit, die richtigen Worte für den perfekten Satz zu wählen. Formulieren Sie klangvoll Alles Geschriebene ist umso überzeugender, unterhaltsamer und somit wirkungsvoller, je ausdrucksvoller der Text klingt. Benutzen Sie Ihr einsprachiges Wörterbuch und seien Sie mutig. Verwenden Sie Substantive und Adjektive anstatt Verben, nutzen Sie Adverbialkonstruktionen und verbinden Sie Ihre Sätze. Haben Sie keine Angst, Füllwörter zu benutzen, um Ihre Sätze auszuschmücken und ihnen so einen klangvollen und idiomatischen deutschen Ausdruck zu verleihen. (Einige meiner Lieblingsausdrücke sind: auch, noch, daher, jedoch, also, dabei, dennoch usw.). Zeigen Sie Mut, aber überschätzen Sie sich nicht! Obwohl das Übersetzen natürlich ein breites Spektrum an Themen und eine Vielzahl an unterschiedlichen Stilen umfasst, hat eine sichere Übersetzung, d.h. eine Übersetzung, die kühn und mutig genug ist, ein wenig vom Ausgangstext abzuschweifen, in den meisten Fällen eine bessere Wirkung. Übersetzer lassen sich jedoch eher mit Fußballspielern vergleichen. Es gibt gute Abwehrspieler, gute Mittelfeldspieler und gute Stürmer, aber es gibt nur sehr wenige, die alles beherrschen. Überschätzen Sie sich nicht. Einige Übersetzer, die ich kenne, landen bei jedem noch so komplizierten Rechtstext einen Volltreffer. Gibt man Ihnen einen Marketingtext, schießen Sie ins Aus. Wenn Sie also nicht der Franz Beckenbauer unter den Übersetzern sind, bleiben Sie bei Ihren Stärken. Am Ende noch einmal durchlesen Ideal wäre es, wenn Sie die Zeit hätten, Ihre fertige Übersetzung am nächsten Tag noch einmal durchzulesen. Das ist sehr wichtig, obwohl es zeitaufwändig ist. Sie werden sehen, was für einen Unterschied es macht, wenn Sie sich die Zeit nehmen, Ihren Worten, Sätzen und Absätzen den letzten Schliff zu geben. Denken Sie niemals, dass Sie fertig sind, bevor Sie nicht alles noch einmal durchgelesen haben. Und machen Sie nicht einen meiner Lieblingsfehler: die Rechtschreibprüfung zu vergessen. Autor: (Alan Twigg:Twigg’s Translations) http://www.sochorek.cz/archiv/artikel/uebersetzung/tipps.htm Fragen und Aufgaben: 3. PROBLEM: DIE FRAGE DER ÜBERSETZBARKEIT 3.1 Kann man alles übersetzen? Um den Begriff Übersetzbarkeit richtig verstehen zu können, muss die Formulierung Invariante der Übersetzung erklärt werden. Albrecht (1973:5) definiert die Übersetzung als: „einen Vorgang, bei dem ein Inhalt (Nachricht, Botschaft etc.) von einer Sprache in eine andere übertragen wird“, wobei das Wort übertragen im Allgemeinen als etwas unverändert von einer Aussage in eine andere befördern heißt. „Das, was bei einer solchen ´Übertragung´ nicht verändert werden darf – nennt man Invariante […]“ (Albrecht 1973:5). Es kann praktisch am Beispiel des Geldwechsels gezeigt werden. Die visuelle Gestalt des Geldes variiert, aber ihr realer Wert soll derselbe bleiben. Die Bezeichnung Übersetzbarkeit und Invariante der Übersetzung stehen sehr eng im Zusammenhang mit der herumliegenden Welt. (vgl. Albrecht 1973:1) Daraus tauchen nach Albrecht (1973) drei charakteristische Gegenmeinungen im Verhältnis zum Begriff Übersetzbarkeit auf (Albrecht 1973:6ff.): 1) Unmöglichkeit der direkten Beobachtung von Bedeutung (meaning) bzw. Unmöglichkeit, intersubjektiv verifizierbare Kriterien für die Bestimmung der Bedeutung anzugeben, 2) fundamentale Verschiedenheit der semantischen Strukturen der Einzelsprachen und die daraus resultierende Unmöglichkeit der Existenz genauer inhaltlicher Äquivalente zwischen zwei Sprachen, 3) Ungleichheit der sozial-kulturellen Milieus, innerhalb derer die jeweiligen Sprachen als Kommunikationsmittel dienen. Bassnett-McGuire (1980) spricht über zwei Modelle von der Unübersetzbarkeit und zwar von einer 1) Linguistische Unübersetzbarkeit Die linguistische Unübersetzbarkeit bedeutet, dass es in der Zielsprache keine Äquivalente für die Ausdrücke aus der Ausgangssprache auf der syntaktischen oder lexikalischen Ebene gibt, z.B.: Um wieviel Uhr darf man Sie morgen wecken? 2) Kulturellen Unübersetzbarkeit Die kulturelle Unübersetzbarkeit erscheint, wenn ein Zeichen der Kultur der Ausgangssprache übersetzen werden muss und für das es in der Zielsprache kein Zeichen gibt. Im Falle, dass die Darstellungen der Realität zwischen dem Originaltext und dem Zieltext unterschiedlich sind, setzt sich die Frage der Übersetzbarkeit durch. Die Übersetzbarkeit besteht in der Äquivalenz, die zwischen den Bestandteilen der Sprachen existiert. Die Äquivalenz wird durch das weltweite Denkvermögen vermittelt, das die Menschen in demselben Maße besitzen. Die Sprachen und auch das Denken der Menschen werden als unbeschränkte angesehen und sie können immer wieder um die neuen Ausdrücke ergänzt werden. (vgl. Koller 2004, S. 172 f. und vgl. Kautz 2000, S. 32) Mit Hilfe des kommentierenden Übersetzungsverfahrens werden die Wörter in den abschließenden Bemerkungen oder in den beauftragten Absätzen durchgesprochen, die als unübersetzbar scheinen. 3.2 Welchen Problemen begegnet der Übersetzer? 1. Kulturspezifische Probleme Alle Texte sind Bestandteile einer Kommunikation, wobei die Textherstellung und die Textaufnahme jeder bestimmten Kommunikation spezifisch werden. Sie differenzieren sich sogar im Bereich einer Kommunikationsgesellschaft. Die Überwindung dieser Diskrepanzen liegt an dem Übersetzer. Um diese Appelle zu bewältigen, gibt es zwei Einstellungen (vgl. Koller 2004:59): 1. Adaptierende Übersetzung - diese Taktik substituiert die Textsegmente der Ausgangssprache, die die Kultur der Sprache erhalten, durch die lexikalischen Segmente der Sprache in die der Übersetzer den Text übersetzt, die dem Übersetzer zur Verfügung stehen. Der ausgangssprachliche Text nähert sich den Verhältnissen der Zielsprache dank dieser Vorgehensweise der Übersetzung an. 2. Transferierende Übersetzung - bemüht sich die kulturtragenden Segmente „als solche“ (Koller 2004:60) der Sprache der Übersetzung zu übergeben. Die Probleme erscheinen im Falle, dass die kulturellen Unterschiedlichkeiten so enorm sind und der Leser des übersetzten Textes zuerst die Fähigkeit des Verstehens meistern muss, damit er auf die Aufnahme der Informationen aus dem kulturspezifischen Text vorbereitet ist. 2. Pragmatische Übersetzungsprobleme Sie hängen mit verschiedenen Kommunikationssituationen des Ausgangs- und Zieltextes, wie Art des Mediums, Ortsbezug, Zeitbezug u.a., zusammen. 3. Sprachenpaarspezifische Übersetzungsprobleme Diese betreffen lexikalische, syntaktische oder stilistische Unterschiede. (vgl. Kautz 2000:120ff) Dabei sind Kulturpaarprobleme mehr kulturgebunden, wobei Sprachenpaarprobleme eher sprachlich ausgerichtet; beide Gruppen hängen jedoch eng zusammen. Nach Knittlová (2000) sprechen Hervey und Higgins (1992) über die Vermittlung der Kultur in der Übersetzung in diesem Sinne. Beim Versuch die kulturtrangenden Elemente in die Zielsprache zu übertragen, sehen die Autoren den Ausgangspunkt in fünf Möglichkeiten. 1) Die erste Methode besteht in der Übernahme des Wortes aus der Ausgangssprache. Das kann ohne Veränderung oder durch die Anpassung an die Schreibweise oder die Aussprache der Zielsprache gemacht werden, zum Bespiel Delhi, Diljí. 2) Die zweite Methode substituiert das Wort der Ausgangssprache durch das Wort der Zielsprache, die ähnliche Konnotation in Bezug auf die Kultur trägt, das heißt Jack and Jill – Jeníček a Mařenka. 3) Die dritte Methode stellt die Entlehnungen dar, zum Beispiel langue, parole oder tabu. 4) Die vierte Methode liegt in der wörtlichen Übersetzung, zum Beispiel potflower – hrnková květina. 5) Die fünfte Methode zieht die unterschiedlichen Bräuche beider Sprachen in Betracht, zum Beispiel No entry – Vstup zakázán. (vgl. Knittlová 2000:22) Fragen und Aufgaben: TEXT Nr. 2 TEXT 3 4. METHODEN DER ÜBERSETZUNG IM HINBLICK AUF UNTERSCHIEDLICHE TEXTTYPEN 4.1 Die vorbereitende Textanalyse Mit dem Ausgangstext erhält der Übersetzer den Übersetzungsauftrag. Der Auftrag stellt eine äußere Zielvorgabe dar, die inneren Vorgaben bildet der Ausgangstext. Um die Aufgabe erfolgreich zu erfüllen, macht der Übersetzer zuerst bewusst (oder auch unbewusst) eine Textanalyse. Dafür liest er mehrmals den ganzen Text durch und beantwortet folgende Fragen: Wer ist der Verfasser des Textes? Wozu wurde der Text geschrieben? Wem wurde der Text geschrieben? Über welches Medium werden die Informationen „gesendet“? Wo wurde der Text geschrieben (in welchem Land, Region)? Zu welchem Zeitpunkt wurde der Text geschrieben (die Konventionen können sich ändern, z.B. sieht ein Geschäftsbrief heute anders aus als vor zehn Jahren)? Diese textexternen Faktoren geben schon eine Antwort darauf, welche Funktion der Text hat. Sie stehen zwar nicht direkt im Text, sind aber für die Analyse sehr wichtig. Die textinternen Faktoren sind für den Übersetzer besonders wichtig. Sie beantworten folgende Fragen: • Wovon handelt der Text? • Was ist der Inhalt des Textes und was nicht? • In welcher Reihenfolge stehen die Informationen, d.h. wie ist der Text gegliedert? • Mit welchen nonverbalen Mitteln arbeitete der Autor des Textes, z. B. Layout, typografische Gestaltung, Farben, Illustrationen, Gliederung, Akzentuierung usw.? • Welche Wörter verwendet der Text,, was also sind die lexikalischen Charakteristika des Textes? • Welche Satzformen treten auf (Art der Sätzen, Verhältnis Haupt- und Nebensätze, Art der Nebensätze usw.)? • In welchem Ton wurde der Text verfasst, wie ist die lexikalische und syntaktische Gestaltung, aber auch die Akzentuierung im Druck, Absätze, Interpunktion? (vgl. Kautz 2002, 82, 85-87, 188-190) Fragen und Aufgaben: Übung Erarbeiten Sie mit Hilfe der Fragen ein Textsortenprofil des Wetterberichts. Text ein Wetterbericht aus einer tschechischen Tageszeitung Textexterne Faktoren: Wer? Wozu? Wem? Welches Medium? Wo? Wann? Warum? Textinterne Faktoren: Worüber? Was? Was nicht? In welcher Reihenfolge? Mit welchen nonverbalen Mitteln? Mit was für Wörtern? In was für Sätzen? In welchem Ton? Übung Erarbeiten Sie mit Hilfe der Fragen ein vereinfachtes Textsortenprofil des deutschen Kochrezeptes. Verfasser Zweck Adressat Medium Inhalt Reihenfolge Nonverbale Mittel Lexik Syntax 4.2 Arbeit mit Wörterbüchern Die Arbeit mit Wörterbüchern ist eine wichtige Phase des Recherchierens, aber auch der Produktion des Zieltextes. In diesem Abschnitt sollen Sie mit wichtigen Kriterien für die Wahl des Wörterbuchs und mit dem Umgang mit Wörterbüchern vertraut gemacht werden. Aufgabe Während der Übungsphase machen Sie sich bitte Notizen zu den einzelnen Übungen und am Ende des Kapitels fassen Sie zusammen, welche Wörterbücher Sie kennen gelernt und benutzt haben und welche sie für Ihre Übersetzungsarbeit am besten geeignet finden. Die Aufgabe eines Übersetzers oder Dolmetschers ist nicht einfach. Heute soll er ein Kochrezept, morgen ein Zeugnis, dann ein Gedicht übersetzen. Er kann sich aber schwer in allen Bereichen gleich gut auskennen. Deswegen ist es empfehlenswert zuerst eine relevante Recherche zu machen. Das heißt, dass man wissen muss, wo man entsprechende Informationen und Hilfen findet. Oft wird jedoch dem Recherchieren wenig Aufmerksamkeit gewidmet, obwohl „[…] das Recherchieren im Schnitt ca. zwei Drittel der Arbeitszeit eines Übersetzers in Anspruch nimmt!“ (Kautz 2002, 89) Auch wenn man beim Lesen des Textes ein Begriff verstanden hat, fällt es dem Übersetzer manchmal schwer, das optimale Äquivalent in der Zielsprache zu finden. Wie wir schon bei der Übung in Aufgabe x gesehen haben, werden oft bei der Übersetzungen falsche Wörter benutzt, weil man sie einfach aus den Wörterbüchern übernommen hat, ohne über die Bedeutung des Wortes nachzudenken. „Ein Wörterbuch kann gewissermaßen nur die Richtung angeben, in der der Übersetzer nach der optimalen Formulierung im Zieltext suchen muss.“ (Kautz 2002, 90) Auch in der Rezeptionsphase des Übersetzens benutzt man das Wörterbuch, wenn • man auf ein unbekanntes Wort stößt, das man auch nicht aus dem Kontext erschließen kann, • man das Wort aus anderen Zusammenhängen kennt, aber nicht sicher ist, was es in diesem Kontext bedeutet, • man auf mehrere Wörter mit ähnlicher Bedeutung trifft und die Unterschiede nicht selbst erkennen kann, • man ein Wort aus der Gemeinsprache kennt, aber nicht sicher ist, ob es in einem Fachtext die gleiche Bedeutung hat, • man in einem Fachtext ein fachspezifisches Wort findet, dessen genaue Bedeutung man nicht kennt, • man auf ein Mehrwortterminus trifft und nur die Bedeutung der einzelnen Bestandteile, nicht aber die Gesamtbedeutung des Terminus kennt. In der Produktionsphase sucht man, wenn man keine zielsprachige Entsprechung für ein Wort oder Mehrwortterminus kennt, man mehrere zielsprachige Entsprechungen eines Wortes kennt, aber nicht weiß, welche am besten in den Text passt, man sich über die Kollokabilität (Kombinierbarkeit sprachlicher Einheiten) der gewählten Entsprechung nicht sicher ist. (vgl. Kautz 2002, 90-91) Zum Übersetzen benutzen wir ein einsprachiges Wörterbuch, das uns für das nachschlagende Wort eine Definition gibt oder ein zweisprachiges Wörterbuch, das uns für das nachschlagende Wort eine oder mehrere zielsprachige Entsprechung/en gibt. Viele Wörter haben mehrere Bedeutungen, sind also polysem. In den zweisprachigen Wörterbüchern fehlen oft die notwendigen Erläuterungen. Das ist vor allem bei den Fachwörterbüchern ein Problem. Manchmal passiert es auch, dass die Definition im einsprachigen Wörterbuch nicht hilft. In diesem Fall spielt der Kontext eine sehr wichtige Rolle, auch hilft das eigene Vorwissen und die Kommunikationssituation. Oder man muss andere Recherchemöglichkeiten, wie v. a. Paralleltexte und Informanten suchen. Für das Übersetzen sind einsprachige Wörterbücher unverzichtbar, weil sie alle Bedeutungen differenzieren und an Anwendungsbeispielen verdeutlichen. Weil diese Wörterbücher die Definitionen in einer Sprache ausgeben, braucht man einige Übung, um die Anwendungsbeispiele und Kernbegriffe wie Kollokation, Polysemie, Homonymie usw. zu verstehen. 4.3 Kriterien für die Wahl von Wörterbüchern der Umfang: ein Wörterbuch mit etwa 100 000 Wortstellen dürfte etwa den Anforderungen des Übersetzers entsprechen die Präsentation des Inhalts: Definitionen in klarer Sprache, mit treffenden Anwendungsbeispielen, mit relevanten Einträgen (z. B. Synonyme), mit gutem Layout und haltbarer Bindung, sowohl als Buch als auch auf CD-ROM vorliegend. das Alter: möglichst die neuesten Wörterbücher nutzen (Wörterbücher sind schon bei Erscheinen veraltet) die Zielgruppe: Anfänger sollten lieber mit einem speziell für Ausländer erarbeiteten sog. Lernwörterbuch arbeiten der Verfasser: bei zweisprachigen Wörterbüchern wird der Tscheche möglicherweise mit einem von Tschechen erarbeiteten Wörterbuch Tschechisch-Deutsch eher zurechtkommen Neben allgemeinsprachlichen Wörterbüchern benutzt man beim Übersetzen Fachwörterbücher und –Glossare mit Fachlexik, Bildwörterbücher und bebilderte Wörterbücher, die v. a. zum Recherchieren kulturspezifischer Begriffe nützlich sind. (vgl. Kautz 2002, 90-96) Fragen und Aufgaben: Übung Das ist ein Eintrag aus dem einsprachigen Wörterbuch xxx. Erstellen Sie eine Liste mit Informationen, die Sie aus dem Eintrag gewinnen können. kulinarisch Text Übung Suchen Sie das gleiche Wort in zwei anderen einsprachigen Wörterbüchern (z. B. Brisante Wörter, Berlin, New York: de Gruyter, 1989; Duden Das Bedeutungswörterbuch, Wahrig ….) und vergleichen Sie sie. Welches Wörterbuch gibt die ausführlichsten Informationen? Duden Bedeutungswörterbuch Unterstichwörter x grammatische Angaben x etymologische A. x Bedeutung x Belege zur Bedeutung x Beispiele x typische Wendungen x Wortverbindungen x Zusammensetzungen x Ableitungen des Stichworts x 4.4 Das Arbeiten mit Paralleltexten Wir bezeichnen solche zielsprachigen Texte als Paralleltexte (zum zu übersetzenden Ausgangstext), • die vergleichbare Inhalte in unterschiedlicher Form in der Zielsprache vermitteln, • die in ähnlichen Kommunikationssituationen entstanden sind und den gleichen Zweck haben, • bei denen die Konventionen in Bezug auf Textstruktur und Sprachgebrauch vergleichbar sind. (vgl. Kautz 2002, 97) „Paralleltexte dienen vor allem dazu, den Übersetzer zu Beachtung der Normen der jeweiligen Textsorte im Zieltext zu befähigen. Durch den Vergleich zwischen dem Ausgangstext und einem zielsprachigen Paralleltext erkennt man, in welchem Maß die Textsortenkonventionen der beiden Sprachen übereinstimmen bzw. sich unterscheiden.“ (Kautz 2002, 98) Diese Art der Arbeit findet man vor allem bei informativen und operativen Texten, die sehr konventionell sind. Bei expressiven Texten findet man selten Paralleltexte, weil sie stark vom Autor geprägt sind. 4.5 Das Arbeiten mit Hintergrundtexten Hintergrundtexte dienen dem Übersetzer vor allem zur terminologischen Recherche. Oft stellt der Übersetzer fest, dass er das gesuchte Wort in zwei- oder einsprachigen Wörterbüchern nicht findet. Dann muss er Texte in der Zielsprache suchen, die das gleiche Thema behandeln. Das können Zeitschriften, Lehrbücher oder Fachtexte sein. Am besten geeignet sind Texte der gleichen Textsorte, weil sie im gleichen Stil geschrieben sind. Die zweite Möglichkeit neben der Internetrecherche ist die Suche in Katalogen. Dazu muss man sich mit Autoren- bzw. Suchkatalogen von Bibliotheken, zu denen man Zugang hat, vertraut zu machen. Eine sehr gute Fundgrube ist natürlich auch das Internet, wo wir aber manchmal zu viele Treffer finden, so dass es dann sehr lange dauert, den gleichen Kontext für ein Wort zu finden. Es ist von der Geschicklichkeit des Übersetzers abhängig, wie gut er mit der Suchmaschine arbeiten kann. Der Übersetzer sollte im jeden Fall die erweiterte Suche nutzen. Sehr komfortabel ist auch die Recherche in Literatur- und Referenzdatenbanken, die auch meist aktueller sind als Texte in Büchern. Fragen und Aufgaben: Übung Sie sollen den deutschen bzw. österreichischen Gästen das tschechische Schulsystem erklären. Suchen Sie zuerst die Begriffe in einem zweisprachigen Wörterbuch. Dann nehmen Sie die deutschsprachige Tabelle zur Hand. Das Schema beschreibt das deutsche, bzw. das österreichische Schulsystem und soll Ihnen helfen, beide Systeme zu vergleichen. Schema des deutschen Schulsystems Schema des österreichischen Schulsystems Schema des tschechischen Schulsystems Aufgabe Übersetzen Sie das Schema, formatieren Sie es so, wie es im tschechischen Original ist, fassen Sie die Unterschiede der beiden Systeme zusammen. Protokollieren Sie Ihre Vorgehensweise im Lerntagebuch. Übung Sie haben den Auftrag bekommen, diesen Text zu übersetzen. Weil er sehr terminologisch geprägt ist und das Thema Ihnen auch in Ihrer Muttersprache nicht bekannt ist, müssen Sie einen Hintergrundtext suchen. Bestimmen Sie zuerst, aus welchem Fachgebiet der Text stammt, den Texttyp und die Textsorte und begründen Sie Ihre Meinung. Fachgebiet: Texttyp: informativer Text Textsorte: Übung Finden Sie zu diesem Ausgangstext einen Hintergrundtext. Notieren Sie in Ihr Lernportfolio die Schritte, die beschreiben, nach welchen Kriterien Sie den Text gesucht haben, wo Sie gesucht haben und warum sie sich für den konkreten Text entschieden haben. xxx Der Vorteil von Glossaren auf CD-ROM, im Internet oder von Datenbanken liegt darin, dass man ohne eigene Arbeit an eine Menge von Daten kommt, die sehr aktuell sind. Diese Daten wurden bereits von den Autoren sortiert, kombiniert und vernetzt, sie sind sofort nutzbar, wir können sie kopieren und verändern. „Da bei schwierigen Fachübersetzungen oft bis zu sechzig Prozent der aufgewendeten Arbeitszeit auf die Terminologierecherche entfallen, sind das schwerwiegende Vorteile.“ (Kautz 2002, 101) Der Nachteil sind die hohen Preise der Programme und des Zugriffs auf die Datenbanken. Zudem erfordert es entsprechende Technik und Technologie, diese nutzen zu können. Die Schattenseite der Nutzung von Datenbanken ist auch die hohe Zahl der Treffer, die man überprüfen soll. Es ist auch nicht möglich eigene Glossare in sie zu integrieren. Das ermöglichen aber einige computerbasierte Wörterbücher. Elektronische Wörterbücher bieten einige Verlage auch kostenlos im Internet. Mit Hilfe derartiger Programme im Internet oder auf CD-ROM kann man das gefundene Wort gleich in den Text setzen. Die CD-ROM-Glossare veralten leider ebenso wie gedruckte Varianten. Internetbasierte Glossare werden dagegen laufend aktualisiert. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, geeignete Software auf dem eigenen Computer zu installieren. 5. PROBLEM: FACHTEXTE 5.1 Fachsprache Fachsprache (auch: Expertensprache. Engl. technical language, frz. langue professionelle) Entweder die sprachl. Spezifika oder die Gesamtheit der sprachl. Mittel, die in einem Fachgebiet verwendet werden. Vermutl. lassen sich allen Fachgebieten Berufe zuordnen, so daß  Berufssprachen mit F. extensional ident. wären: Fachgebiete sind daneben jedoch z.B. auch Hobbies. Die F. werden demnach nicht nur in den betreffenden Berufen verwendet. Die Klassifizierung von F. ist außerordentl. kompliziert und kann unterschiedl. fein durchgeführt werden: dementsprechend divergiert die Gesamtzahl der F. Den Kern einer F. bildet in der Regel ihre  Terminologie, in der sich die Fachkenntnisse spiegeln. F. können jedoch auch syntakt. Besonderheiten (vgl. z.B. die aussagenlog. oder mathemat. Konnektoren) und spezif. Textformen (Versuchsbeschreibung usw.) aufweisen.  Lit. H.-R. Fluck, F.n. München 21985. – W. von Hahn (Hg.), F.n. Darmstadt 1981. – L. Hoffmann, Kommunikationsmittel F. Bln. 1984. AM (Metztler Lexikon Sprache) Dieser Text stammt aus dem Metzler Lexikon Sprache (Glück 2000), das zu fachsprachlichen Wörterbüchern zählt. Es handelt sich um einen relativ selbstständigen kompakten Text. Die Überschrift bildet das Lemma Fachsprache. Es ist fett markiert und bildet den Anfang des Textes. Dem Lemma folgt unmittelbar der Text. Auffallend ist eine räumliche Dichte, die keine überflüssigen Zwischenräume, Zeilenabbrüche oder leere Zeilen zulässt. Am Ende des Textes befindet sich ein Kürzel des Autors des jeweiligen Lexikonartikels: AM. Der Text ist kompakt, es gibt keine Gliederungssignale bis auf die fettgedruckte Abkürzung Lit., hinter der weiterführende oder zitierte Literatur erwähnt wird. Ein besonderes Merkmal bilden Verweise in Form von Pfeilen im Text, die auf andere Texte innerhalb des Lexikons verweisen. Die Verweislemmata ermöglichen eine Erweiterung des Wissens in die gewünschte Richtung. Bei den Verweislemmata handelt es sich um Fachtermini (Berufssprachen, Terminologie). Ein charakteristisches Merkmal von Fachtexten mit einem hohen Grad an Fachlichkeit sind spezifische Fachwörter und Termini. Fachwörter bilden eine Teilmenge des Gesamtwortschatzes einer Sprache und dienen einer fachbezogenen Kommunikation. Als Termini werden nach Hoffmann „nur diejenigen Wörter anerkannt, deren Inhalt durch eine Festsetzungsdefinition bestimmt ist“. (Hoffmann 1988:118) Diese durch eine exakte Definition charakterisierte Begriffe verfügen nach Hoffmann (vgl. 1988:119) über folgende Merkmale: Fachbezogenheit, Begrifflichkeit, Exaktheit, Eindeutigkeit, Knappheit usw. „Systematisch interessant ist, dass es in solchen Fällen zwei konkurrierende Bezeichnungssysteme gibt, deren Vermittlung und damit deren stiltheoretische Bewertung nicht leicht zu beschreiben ist.“ (Eroms 2008:68) 5.2 Wie kann man sich auf die Übersetzung von Fachtexten vorbereiten? Eine große Hilfe bilden Texte mit gleichen Inhalten. Wir bezeichnen solche zielsprachigen Texte als Paralleltexte (zum zu übersetzenden Ausgangstext), • die vergleichbare Inhalte in unterschiedlicher Form in der Zielsprache vermitteln, • die in ähnlichen Kommunikationssituationen entstanden sind und den gleichen Zweck haben, • bei denen die Konventionen in Bezug auf Textstruktur und Sprachgebrauch vergleichbar sind. (vgl. Kautz 2002:97) Fragen und Aufgaben: TEXT Nr. 1 Gebrauchsanweisung - ist eine Sammlung von Informationen für Benutzer zum sicheren und bestimmungsgemäßen Umgang mit einem Produkt. „Der Hersteller eines technischen Produktes hat eine Instruktionspflicht gegenüber dem Kunden, die er durch die Übergabe einer Gebrauchsanleitung erfüllt; diese ist daher ein Bestandteil des Produkts (Produktsicherheitsgesetz): Eine fehlerhafte, unvollständige oder unverständliche Gebrauchsanleitung ist ein Sachmangel – genauso wie ein Fehler am Produkt selbst – und kann zu Nacherfüllung, Rücktritt vom Kaufvertrag oder Kaufpreisminderung führen. Im Rahmen der Produkthaftung kann eine fehlerhafte Gebrauchsanweisung bei Sach- oder Personenschäden zu einem erheblichen finanziellen Haftungsrisiko für den Inverkehrbringer des Produkts werden.“ (Wikipedia) 6. ARBEIT MIT PARALLELTEXTEN 6.1 Paralleltexte „Paralleltexte dienen vor allem dazu, den Übersetzer zu Beachtung der Normen der jeweiligen Textsorte im Zieltext zu befähigen. Durch den Vergleich zwischen dem Ausgangstext und einem zielsprachigen Paralleltext erkennt man, in welchem Maß die Textsortenkonventionen der beiden Sprachen übereinstimmen bzw. sich unterscheiden.“ (Kautz 2002:98) Diese Art der Arbeit findet man vor allem bei informativen und operativen Texten, die sehr konventionell sind. Bei expressiven Texten findet man selten Paralleltexte, weil sie stark vom Autor geprägt sind. Paralleltexte werden auch benutzt um die Sprachverwendungsmuster der Textsorten zu vergleichen und die Form und die Textbausteine der entsprechenden Textsorte zu üben. In diesem Abschnitt wird der Frage nachgegangen, was Paralleltexte sind und wie und wann mit ihnen gearbeitet wird. Die Studenten lernen mit Paralleltexten effektiv zu arbeiten und passende Paralleltexte zu suchen. Wir bezeichnen solche zielsprachigen Texte als Paralleltexte (zum zu übersetzenden Ausgangstext), • die vergleichbare Inhalte in unterschiedlicher Form in der Zielsprache vermitteln, • die in ähnlichen Kommunikationssituationen entstanden sind und den gleichen Zweck haben, • bei denen die Konventionen in Bezug auf Textstruktur und Sprachgebrauch vergleichbar sind. (vgl. Kautz 2002, 97) Fragen und Aufgaben: Übung Der Ausgangstext ist ein Kochrezept, das Sie in die deutsche Sprache übersetzen sollen. Als Paralleltexte gibt es zwei deutsche Kochrezepte. Markieren Sie in den Kochrezepten xxx und xxx die Textbausteine und andere Textsortencharakteristika. Übersetzen Sie dann das tschechische Kochrezept. Franncouzské brambory Auflauf Garnierte Kartoffel. Notieren Sie Ihre Gedanken in Ihr Portfolio. Fassen Sie zusammen, wie die Paralleltexte sein müssen, damit Sie Ihnen bei der Übersetzung helfen. Übung Es stehen Ihnen zwei Beipackzettel für ein Medikament zur Verfügung, einmal in der deutschen und einmal in der tschechischen Sprache. Vergleichen Sie die Texte und suchen Sie die Unterschiede und Übereinstimmungen. Aspirin Unterschiede Übereinstimmungen lexikalisch syntaktisch phraseologisch Übung Der Ausgangstext ist ein Kochrezept, das Sie in die deutsche Sprache übersetzen sollen. Als Paralleltexte gibt es zwei deutsche Kochrezepte. Markieren Sie in den Kochrezepten die Textbausteine und andere Textsortencharakteristika. Übersetzen Sie dann das tschechische Kochrezept. Franncouzské brambory Garnierte Kartoffel, Kartoffelauflauf Notieren Sie Ihre Gedanken. Fassen Sie zusammen, wie die Paralleltexte sein müssen, damit Sie Ihnen bei der Übersetzung helfen. 7. PROBLEM: MEHRDEUTIGKEIT 7.1 Warum stellt die Mehrdeutigkeit ein Problem dar? Die Basis der Funktion der Übersetzung sollte als die Erstellung der Bedeutungsgleichheit definiert werden. Das sogenannte „Eins-zu-eins-Verhältnis“ zwischen der Art und dem Gedankengehalt im Bereich einer und derselben Sprache oder zwischen zwei unterschiedlichen Sprachen funktioniert leider nicht. Aus diesem Grund gilt das „Wort-für-Wort-Prinzip“49, darauf das automatische Übersetzungsverfahren beruht, als unzulänglich mit den unzureichenden Ergebnissen. (vgl. Koller 2004:135) Das größte Problem bei der Übersetzung beruht auf dem semantischen Aufbau der Sprachen, die für jede Sprache spezifisch und andersartig ist. Die Polysemie und die Homophonie gehören zu den linguistischen Erscheinungen, die große Schwierigkeiten bei der Übersetzung verursachen. Denn auch die dünnsten Wörterbücher bieten mehrere entsprechende Varianten zu einem Wort, aber es ist nicht leicht sich für ein solches zu entscheiden, das in einen bestimmten Kontext am besten hineinpasst. Die Polysemie kommt in Witzen zum Ausdruck, die oft für unübersetzbar gehalten werden. „Wie fanden Sie das Schnitzel?“ fragt der Kellner. Gast: „Indem ich die Zitronenscheibe hochgehoben habe.“ Dieser Witz wird auf der Polysemie aufgebaut, denn die Übersetzung des Verbs finden im Tschechischen in der Frage, die der Kellner stellt, lautet shledávat, líbit se. Aber das gleiche Verb wird in der Aussage des Gastes als najít übersetzt. Aus den Gründen, dass im Tschechischen die Konnotation shledávat, líbit se beim Verb finden nicht existiert, wären bei der Übersetzung ins Tschechische nicht die gleichen Effekte erreicht. 7.2 Typen der Mehrdeutigkeit Es wird zwischen der lexikalischen und der grammatischen Mehrdeutigkeit unterschieden. (vgl. Albrecht 1973:8 und Tomečková 2009:30) Lexikalische Mehrdeutigkeit Polysemie: „Typ lexikalischer Ambiguität, bei der ein Ausdruck mehrere Bedeutungen aufweist, denen ein gemeinsamer Bedeutungskern zugrunde liegt.“ (Bußmann 2002:524) Homophonie: „Typ lexikalischer Ambiguität; Spezialfall der Homonymie. Homophone Ausdrücke verfügen über identische Aussprache bei unterschiedlicher Orthographie und Bedeutung: mehr/Meer, Wal/Wahl, heute/Häute.“ (Bußmann 2002:284) Grammatische Mehrdeutigkeit 1./3. Person Plural Präsens Indikativ: Wir denken. / Die Leute denken zu wenig. 1./3. Person Plural Konjunktiv I: Er sagt, wir / sie denken zu viel. Imperativ: Denken Sie nicht so viel! Fragen und Aufgaben: 8. ÜBERSETZUNGSMÖGLICHKEITEN MEHRDEUTIGER WORTVERBINDUNGEN 8.1Übersetzung als Entscheidungsprozess Von einer großen Bedeutung ist die Theorie der textlinguistischen Übersetzung und die Erkenntnis, dass „Texte nicht zum Sprachsystem (langue) gehören, sondern Phänomene der Sprachverwendung (parole) in je konkreten kommunikativen Situationen sind“. (Holger 2015:66) Nach dem textlinguistischen Ansatz und im Einklang mit der Sprechakttheorie steht „eine auf dem kommunikativen Effekt des gesamten Textes basierende Äquivalenz“ (vgl. ebd.) im Vordergrund des Übersetzungsprozesses und die Textsorte des Ausgangstextes eine entscheidungssteuernde Wirkung auf die Wahl der Übersetzungsmethode hat. Jsem z východu. – I´m from exit. Tvé oči září – You eyes September. Nebuď labuť! – Don´t wake up a swan! Odpočívej v pokoji. – Relax in livingroom. „In diesem Fall besteht die stilistische Aufgabe des Übersetzers darin, die adäquaten lexikalischen und grammatikalischen Sprachmittel zu wählen, die der Norm und dem Usus dieses Texttyps und dieser Textsorte entsprechen.“ (Vasseva-Kadankova 1993:130) Fragen und Aufgaben: Übung Die Textsegmente beziehen sich auf das Wort Reise, das verschiedene Bedeutungen hat. Übersetzen Sie die Textteile zuerst ohne Wörterbuch. Nehmen Sie dann ein zweisprachiges Wörterbuch um die Übersetzungen zu korrigieren. Zum Schluss vergleichen Sie Ihre Übersetzungen mit einem einsprachigen Wörterbuch. 1. Mein Großvater hat mit 80 Jahren seine letzte Reise angetreten. 2. Peter ist im Sommer auf Reisen gegangen. 3. Peter ist jeden Sommer auf Reisen. 4. Ich bin seit zwei Wochen auf Reisen 5. Der Fußballspieler XY hat den Mitspieler YZ auf die Reise geschickt. 6. Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen (nach M. Claudius) 7. Er ist nach der gestrigen Party auf der Reise. Übung Diese Textsegmente beziehen sich auf das Wort bedienen, das verschiedene Bedeutungen hat. Suchen Sie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Verwendung des Wortes in den Textelementen. Erarbeiten Sie eine Liste der Bedeutungsmerkmale. Prüfen Sie dann die Bedeutungen mit verschiedenen einsprachigen Wörterbüchern. Nehmen Sie dann ein zweisprachiges Wörterbuch und vergleichen Sie, ob das Wörterbuch die Bedeutungen berücksichtigt. Text 1. Uns hat ein netter Kellner bedient. 2. Ich bin jetzt aber wirklich bedient, ich mache nicht mehr mit! 3. Bitte, bedienen Sie sich! 4. Kannst du die Kaffeemaschine bedienen? 5. Der Schriftsteller bediente sich in seinem Roman eines Vergleichs. 6. Du musst Herz bedienen, sonst ist das nicht fair. 9. PROBLEM: PHRASEOLOGISMEN 9.1 Was sind Phraseologismen? „Phraseologismen, insbesondere teil- und vollidiomatische Einheiten, auf die sich die vorliegende Studie konzentriert, tragen zumeist in ganz besonderem Maße zur stilistischen Wirkung eines Textes bei. […] Aufgrund ihrer spezifischer Merkmale, vor allem ihrer Bildlichkeit, aber auch der Mehrgliedrichkeit und Stabilität erweisen sich Phraseologismen nicht selten als Übersetzungsproblem.“ (Fiedler 1999:61) Sie übermitteln: - Kenntnisse über fremde Kulturen - Literaturen und Geschichte - Erfahrungen mit übersetzen Texten - Sensibilisierung für alle Merkmale der Kommunikationssituation - Erhaltung des kulturspezifischen Hintergrundes 9.2 Was macht aus Phraseologismen schwer übersetzbare Wortver- bindungen? Im Inhaltsplan der Phraseologismen können zwei Aspekte unterschieden werden: a) die aktuelle Bedeutung und b) die bildliche Komponente bzw. innere Form.“ (vgl. Dobrovol´skij 1999:47) - Die zwischensprachliche Unterschiede könne groß sein, - sie können sich als kulturell motiviert erweisen, - mit dem Denotat können kulturhistorische Assoziationen verbunden sein, sowie die national-kulturelle Spezifik des sprachlichen Zeichens, - das Denotat erweist sich bei Idiomen als unikal und kulturell markiert (vgl. (Dobrovol´skij 1999:48) Kulturelle Markierung „Die Kultur einer Sprachgemeinschaft spiegelt die tiefe Beziehung des Menschen zu seiner Gefühlswelt, Geschichte, Tradition, Mentalität, Lebensweise, Landschaft u.a. wider. Diese tiefere Beziehung vollzieht sich oft mit Hilfe der Phraseologismen, und dort insbesondere mit Hilfe von Routineformeln.“ (Parianou 1999:175) Wobei die Sprache ein Teil der Kultur darstellt. „Vergleichende Untersuchungen belegen, dass es in den verschiedenen Ethnosprachen zahlreiche phraseologische Übereinstimmungen gibt. Diese beruhen zum großen Teil auf Entlehnungsprozessen oder übereinstimmenden Quellen. Neuere Untersuchungen zur Phraseologie […] haben jedoch gezeigt, dass die Übereinzelsprachlichkeit der Phraseologie nicht in jedem Fall mit Sprachkontakten zu erklären ist. […] Als Ursache für phraseologische Übereinstimmungen lassen sich auch allgemeine menschliche Erfahrungen (z.B. Beobachtungen zum Verhalten von Tieren) sowie kognitive Mechanismen feststellen, die der Phraseologiebldung zugrunde liegen und uns Einheiten auch fremder Kulturkreise verstehen lassen.“ (Fiedler 1999:65) Bei Sprichwörtern handelt es sich um eine lexikalisierte Ausdrucksweise. Bei der Übersetzung wählt der Übersetzer eine bedeutungsäquivalente lexikalisierte Einheit (falls vorhanden). Falls das Sprachsystem das nicht ermöglicht, wird er vor die Aufgabe gestellt, eine alternative Lösung zu finden. Für die gewählten Beispiele gibt es im Tschechischen bedeutungsäquivalente Sprichwörter: Lügen haben kurze Beine. – Lež má krátké nohy. Alte Liebe rostet nicht. – Stará láska nerezaví. Eine Herausforderung stellt für den Übersetzer erst ein spielerischer Umgang eines Aphoristikers mit diesem Sprichwort dar, weil er nach einer passenden, ein bekanntes Sprichwort parodierenden Sprichworterweiterung in der Zielsprache erfolgreich (a) oder weniger erfolgreich (b) suchen muss: (a) Lügen haben kurze Beine und weiche Knie. (Lügen haben kurze Beine.) Lež má krátké nohy, ale pravda je má tak často chromé. (b) Alte Liebe rostet, wenn sie neue kostet. (Alte Liebe rostet nicht.) […] Wenn aus der Ausgangssprache ein Muster übertragen werden soll, das sich vom Muster der Zielsprache unterscheidet, muss dieses Muster „verändert werden, damit die Idiomatizität des Satzes erhalten bleibt.“ Dabei ist „ein gewisses Maß an Kreativität […] erforderlich“. (Kußmaul 2000:29) 9.3 Idiome Genauso interessant sind für die Übersetzer idiomatische Wortverbindungen. „Idiomatisch im engeren Sinne sind solche Ketten, deren Gesamtbedeutung in keiner Weise aus der freien Bedeutung der Moneme erklärt werden kann.“ (Burger 1973, 18) Burger (1973, 32) unterscheidet drei Typen von idiomatischen Wortverbindungen: 1) Idiome in der syntaktischen Funktion eines Lexems oder Satzgliedes 2) Sprichwörter und verwandte Erscheinungen, die in syntaktischer Hinsicht Sätzen entsprechen 3) „Pragmatische“ Idiome, wie Grüße, Höflichkeitsformeln etc. Fragen und Aufgaben: 10. ÜBERSETZUNGSMÖGLICHKEITEN VON PHRASEOLOGISMEN 10.1 Übersetzungsmöglichkeiten Tecza (1997, 128) stellt fünf Hauptverfahren bei der Übersetzung von Wortspielen vor: 1. Das Wort, bzw. die Wortverbindung wird unverändert aus der Originalsprache übernommen. 2. Die idiomatische Verbindung wird durch eine andere mit der gleichen Wirkung ersetzt. In beiden Sprachen gibt es ziemlich genaue Äquivalente. 3. Es wird eine neue Lösung mit der Übertragung der wichtigsten Ebene des Wortspieles gefunden. 4. Es wird ein neues Wortspiel geprägt. 5. Die Übersetzung verzichtet auf jedes Wortspiel. Fragen und Aufgaben: Eine ähnliche Unterteilung ließe sich in einer ergänzten Form auch an die Übersetzung von idiomatischen Wortverbindungen in Kolya und Erziehung von Mädchen in Böhmen anpassen. Ordnen Sie die Übersetzungen der einzelnen Hauptverfahren zu: A) On má klientelu, já mám prd. Er hat Erfolg und ich hab Dreck. B) „Jsou dvě možnosti,“ řekl jsem. „Buďto je totálně na dně, nebo šmíruje krtka.“ „Es gibt zwei Möglichkeiten“, sagte ich. „Entweder ist sie total am Boden, oder sie lauert einem Maulwurf auf.“ C) To si teda piš! Darauf kannst Du Gift nehmen! D) U nás je teď blázinec. Bei uns zu Hause ist der Teufel los. E) Si to zavařil, tak ať si to vyžere, debil! Der Idiot hat uns in diesen Schlamassel reingeritten, er muss uns da wieder rausholen. F) Kde? Až ve Varně?Jo, ve vaně! Wo ist er? Unter der Dusche? G) Hudba je jazyk srdce. Jazyk je srdce huby. Musik ist Nahrung für die Seele. Mein Kuss ist Nahrung für die Seele. 11. PROBLEM: WORTSPIELE Wortspiele, idiomatische Wortverbindungen und Phraseologismen überhaupt gehören nicht selten zu den größten Herausforderungen für jeden Übersetzer. Vor allem in belletristischen Texten begegnet er einer ganzen Reihe von pragmatischen, kulturspezifischen und sprachenpaarspezifischen Problemen, die ihn vor eine schwierige Aufgabe stellen. 11.1 Was sind Wortspiele? Das Metzler Lexikon Sprache definiert „Wortspiel“ als „Bezeichnung für witzigen, geistreichen, sarkast., aber auch kalauernden Umgang mit homophonen, homonymen, homographen Wörtern oder Ausdrücken. […]“ (Glück 2010:774) Fragen wir nach den Funktionen der Wortspiele, fällt uns auf den ersten Blick die Funktion ein, witzig zu wirken, zum Lachen zu bringen. Wortspiele sind Ergebnisse eines kreativen Umgangs mit der Sprache. Pöllmann charakterisiert die Funktion der Wortspiele wie folgt: „Wortspiele können einem Text Dynamik und Leichtigkeit verleihen. Sie lenken die Aufmerksamkeit des Rezipienten auf sich, können amüsant oder komisch sein, sie können einen Aha-Effekt auslösen und regen oft zum weiteren Nachdenken an.“ Pöllmann (2009) Wortspiele können auf morphologischer, syntaktischer oder graphischer Ebene kreiert werden. Sie entstehen dank eines spielerischen Umgangs mit der Orthographie, mit Einschüben Intarsia oder z.B. der Verschiebung von Wortgrenzen. Kontextspiele spielen mit Erwartungen der Rezipienten durch die Vermischung von Textmustern und/oder Verletzung von Textsorten-Konventionen. Schließlich entstehen Referenzspiele durch Anspielungen auf verschiedene Kontexte. (vgl. Janich 2001:154ff.) Obwohl der Begriff ‚Normwidrigkeit‘ in den meisten Fällen für Fehler gebraucht wird, sind Wort- und Sprachspiele nicht selten eben Produkte eines normwidrigen Sprachgebrauchs (vgl. Tecza 1997:14). Im Unterschied zu einem Fehler erfolgt bei Wortspielen die Abweichung von dem zu Erwartenden absichtlich: (https://timegarbge.files.wordpress.com/2011/01/hubschraubc3a4r1.jpg?w=614) Den Kernbereich der Wortspiele bilden Wortspiele, die auf dem Prinzip Lautähnlichkeit oder Gleichklang aufgebaut sind: (https://www.google.cz/search?q=hei%C3%9Fe+w%C3%BCrstchen+witz&tbm=isch&tbo=u&source=un iv&sa=X&ved=0ahUKEwjirIjl3dPUAhXI1xQKHdxZDlYQsAQIMQ&biw=1255&bih=710&dpr=1.25) Es liegt auf der Hand, dass das Spektrum der zur Rezeption durch Hören bestimmten Wortspiele sehr breit ist. Außer der schon erwähnten Homophonie gibt es noch drei andere Typen des spielerischen Umgangs mit einem Wort. Die als Homographie bezeichnete „ident. Schreibung zweier Wörter (oder Morpheme) bei unterschiedl. Bedeutung“ (Glück 2010:271) und z.B. die Paronymie – „Phonet. Ähnlicher, bedeutungsgleicher Ausdruck verschiedener Spr. (z.B. dt. Sommer, engl. Summer).“ (Glück 2010:494) Eine unerwartete Schreibweise kann dann das Auftreten eines Wortspiels im Text signalisieren. Einige Sprachspiele entstehen dank ihrer Polysemie. Dadurch, dass ein Ausdruck doppeldeutig ist, ermöglicht er mehrere Interpretationsmöglichkeiten, die komisch wirken können. Die Übersetzung der Wortspiele ist aus dem Grund schwierig, dass „sie zwei (oder mehr) Ausdrücke in Opposition zueinander setzen, die unterschiedliche Bedeutungen, aber die gleiche oder eine ähnliche Form haben“ (SnellHornby/Hönig/Kußmaul/Schmitt 2006:285), wie das folgende Beispiel zeigt: 11.2 Wortspiele – eine harte Nuss für Übersetzer? Bei Wortspielen handelt es sich um Bildungen, die von der erwartbaren Form (Normform) abweichen, die mit einer bestimmten Absicht gebildet worden sind und eine bestimmte Funktion erfüllen sollen. „Der stilistische Kontrast, oder gar ein Stilbruch, wird häufig zum Hauptsignal für die Präsenz eines Wortspiels im Text, die Ursache eines solchen Kontrasts sind Normwidrigkeiten unterschiedlicher Art.“ (Tecza 1997:14) Wortspiele kommen in verschiedenen Texten in unterschiedlichem Maße vor. Es hängt einerseits ab vom Kommunikationsbereich, dem ein Text angehört, andererseits von der Textsorte, die ein Text repräsentiert. Wortspiele beruhen nicht selten auf metaphorischen Bildern und Assoziationen und das, was Keller-Bauer (vgl.1984, 32) über die Aspekte metaphorischen Verstehens sagt, hat einen Einfluss auf die Übersetzbarkeit von metaphorischen Wortspielen. Er macht darauf aufmerksam, dass eine Metapher nur dann richtig verstanden werden kann, wenn sie auf gemeinsamem Wissen basiert. Die Assoziationen sind mehr oder weniger konventionalisiert und kulturell bedingt. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass es mehrere Interpretationsmöglichkeiten einer Metapher gibt. 11.3 Welchen Problemen begegnet der Übersetzer? 1. Kulturelle Ebene – das Wortspiel und die Anspielung erkennen Die ersten Hindernisse, die die Übersetzung schwierig machen, sind kulturelle Hintergrundinformationen. Anspielungen sind assoziationszentriert (vgl. Wilss 1989:45). Sie können vom Übersetzer nur dann erkannt und vom Leser nur dann verstanden werden, wenn sie auf einem gemeinsamen Vorwissen basieren und wenn dieses Vorwissen erfolgreich aktiviert werden kann und die Zusammenhänge mit dem schon Vorhandenen erkannt werden. Die Anspielungen besitzen einen hohen Originalitätsgrad. „Da sie unvermutet auftreten, anders ausgedrückt, da sie nicht im Erwartungshorizont des Lesers liegen […] können sie einen großen Überraschungs- oder Überrumpelungseffekt auslösen.“ (Wilss 1989:4) Das im Titel eines Spiegel-Online-Artikels vorliegende Wortspiel beruht auf einer Anspielung auf den Titel des Romans des tschechischen Autors Milan Kundera ‚Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins‘, der im Exil in Frankreich unter dem Titel L’Insoutenable Légèreté de l’être zum ersten Mal erschien. Im Titel wurde das Wort Seins durch Weins ersetzt. In unserem Beispiel hilft das gleiche klangliche Muster (Seins – Weins), die Anspielung zu erkennen. 2. Strukturelle Ebene – ein ähnliches Muster finden Probleme bei einer Übersetzung können auch mit Möglichkeiten des Sprachsystems und ihren Grenzen zusammenhängen. Strukturell verwandte Sprachen bieten mehr Spielraum und größere Chancen auf eine getreue Übersetzung. So ist es auch im Interesse des Übersetzers, das gleiche oder ein ähnliches Muster zu schaffen, um die gleichen Effekte zu erzeugen. In der deutschen Schlagzeile bleiben das syntaktische und das klangliche Muster erhalten. Die tschechische Sprache ermöglicht es, ein ähnliches Wortpaar zu bilden (bytí – pití), und die Übersetzung der Anspielung kann getreu erfolgen: Die unerträgliche Leichtigkeit des Weins - Nesnesitelná lehkost pití. 3. Linguistische Ebene – ein Bedeutungsäquivalent finden In der oben vorgeschlagenen Übersetzung der Zeitungsschlagzeile wurde nicht nur ein ähnliches sprachliches Muster, sondern auch ein in der Bedeutung ähnliches Äquivalent gefunden. Viele Versuche, ein Wortspiel zu übersetzen, stoßen an die Grenzen des Sprachsystems der Zielsprache; ein treffendes Beispiel stellen Buchstabenspiele dar: Abc-Texte sind Texte, die „die Buchstaben eines Alphabets bzw. ihre Namen, in der Regel in alphabetischer Reihenfolge, in einem Kontext eingebaut vorführen.“ (Ulrich 1997:96) Das Urgroßvater-Abc J. Krüss Alle Tage nett und munter, Bübisch und verschmitzt mitunter, Chef und Hauptmann der Familie, Dornenlos wie eine Lilie, Edelmütig, klug und weise, Fröhlich über Trank und Speise, Groß im Drechseln wie im Dichten, Hingerissen von Geschichten, […] (Ulrich 1997:97) Fragen und Aufgaben: Frage: Welche Übersetzungsmöglichkeiten hat der Übersetzer? 12. DOLMETSCHEN 12.1 Der Ruf des Papageis Dolmetscher sorgen für Verständigung. Sie sind jedoch auch auf das Verständnis ihrer Kunden und Klienten angewiesen. Deshalb wurde dieser Text geschrieben. Er soll helfen, die Arbeit der Dolmetscher besser zu verstehen. Und dadurch für bessere Verständigung zu sorgen. Dolmetscher vermitteln zwischen Sprachen und Kulturen. Deshalb stehen sie häufig in der Mitte, manchmal sogar im Mittelpunkt, ohne dies zu wollen. Aus der Sicht der Auftraggeber sind sie eher eine Figur am Rande, denn sie sind weder Fachexperten noch gehören sie zum Organisationsteam. Sie sollen nicht mitreden, aber alles vermitteln. Dolmetscher sind zentrale Randfiguren. Es ist verständlich, dass diese Randstellung in der Mitte manchmal zu Problemen führt. Dolmetscher werden als ex-zentrische Figuren (durchaus respektvoll) behandelt, dabei wären sie gerne mehr in den Gesamtablauf einer Konferenz integriert, um besser für optimale Verständigung sorgen zu können. 12.2 Verstehen à la carte Wenn Ihnen ein japanischer Geschäftsmann seine Visitenkarte überreicht, sollten Sie diese Geste gebührend würdigen. Die Überreichung einer Visitenkarte hat in der japanischen Kultur eine andere Bedeutung als in der unseren, und sie erfordert ein anderes Ritual. Hat das etwas mit Sprache zu tun? Ja, denn sprachliche Äußerungen sind nicht zu trennen von kulturellen Prägungen und Konventionen. Fällt so etwas auch in den Aufgabenbereich des Dolmetschers? Ja, denn seine Aufgabe ist die Verständigung à la carte. 6. Januar 1992 (dpa) – Wissenschaftler sollen Computer das Dolmetschen beibringen. Das Bundesforschungsministerium will mit Hilfe neuer Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz die Fremdsprachenbarrieren im Blick auf die zunehmende weltweite Zusammenarbeit abbauen. Diesem Ziel soll ein völlig neuartiges Dolmetschgerät auf Computerbasis dienen, das sogenannte Verbmobil ... Das Dolmetschgerät soll bis zum Jahr 2000 verfügbar sein. Würden Sie das How are you? eines US-Amerikaners als eine Frage nach Ihrem Wohlbefinden verstehen? Die Wörter legen dieses Missverständnis nahe, aber wer schon einmal in den USA war und die Gepflogenheiten dort kennt, würde niemals auf die Idee kommen, ein How are you? mit einem kurzen Referat des Gesundheitszustands zu beantworten. Er weiß, dass es als Begrüßungsfloskel verwendet wird, und man kann getrost ein How are you? mit einem How are you? beantworten. Wörter bringen zwar Bedeutungen ins Spiel, aber Traditionen, Konventionen und Situationen entscheiden darüber, welchen Sinn sie haben. Dolmetscher wissen das. Das Verbmobil wird genau dies nie kapieren. Und deshalb gibt es auch im Jahr 2000 noch keinen elektronischen Dolmetscher, und es wird ihn auch im Jahr 2020 nicht geben. 12.3 Wörter wissen – die Welt kennen Aus einer Rede des damaligen Bundesaußenministers Genscher zur Eröffnung der 39. Internationalen Saarmesse: »Dieses Engagement außereuropäischer Unternehmen ist keine unfaire Konkurrenz, sondern unternehmerische Weitsicht mit dem Ziel optimaler Wahrnehmung neuer Marktchancen. Niemand hindert unsere Unternehmen daran, unter Ausnutzung ihres Standortvorteils in der Gemeinschaft diese neuen Marktchancen noch stärker wahrzunehmen. Mut zu mehr Markt bedeutet auch Mut zum größeren Markt.« Was muss man wissen oder können, um diese Passage zu verstehen? Eine mögliche Antwort wäre: »Man muss eben alle Wörter kennen, die in dem Text vorkommen«. Schauen wir uns den letzten Satz, und darin das Wort Markt, etwas genauer an. Wir erkennen, dass Markt hier nicht soviel wie Marktplatz oder Wochenmarkt oder Absatzmarkt bedeuten kann, sondern dass es für Marktwirtschaft steht. Mehr Markt, das heißt hier: Öffnung der Märkte, eine stärkere Betonung marktwirtschaftlicher Elemente, Abbau von protektionistischen Maßnahmen und Subventionen. Woher wissen wir das? Mit Sicherheit nicht aus dem Wörterbuch, sondern aufgrund unseres »Weltwissens«, also all der Erkenntnisse, die wir irgendwie im Laufe unseres Lebens gesammelt und abgespeichert haben. Dieses enzyklopädische Wissen umfasst sehr viel mehr als die Lexikon-Bedeutung einzelner Wörter. Wozu brauchen wir dieses Weltwissen? Reicht es nicht, einfach die Wörter zu kennen? Courage for more market means also courage for a bigger market. Das wäre das Resultat einer wörtlichen Übertragung ins Englische – ein höchst unbefriedigendes Resultat, denn dieser Äußerung könnte der Zuhörer kaum entnehmen, was Genscher hier eigentlich sagen will. Und mit Sicherheit klingt eine solche Formulierung eigenartig und »unenglisch«. Um eine Äußerung zu verstehen, reicht es also nicht, die Wörterbuchdefinitionen einzelner Wörter zur Anwendung zu bringen. Um zu verstehen, müssen wir unser Weltwissen anwenden. Ein Dolmetscher muss nicht nur Sprachen können. Er muss auch etwas wissen. Das unterscheidet ihn von den Papageien. Unter anderem. 12.4 Vernetzung In der Zukunft werden wir Maschinen entwickeln, die immer mehr auf ihre Umwelt reagieren und in der Lage sind, ihren Betrieb an wechselnde Bedingungen anzupassen. So etwas könnte zum Beispiel ein Ingenieur in einer Rede sagen, oder auch der Chef eines Unternehmens. Stellen Sie sich vor, Sie hören diesen Satz nur und er liegt Ihnen nicht schriftlich vor. Die beiden Wörter ihren Betrieb könnten Ihnen dann Verstehensprobleme bereiten, denn sie sind doppel- bzw. mehrdeutig. Wenn Sie ihren nur hören, wissen Sie natürlich nicht, ob es groß oder klein geschrieben wird. Wenn ein Dolmetscher diesen Satz ins Englische übertragen soll, hat er also ein Problem. Und dazu kommt noch ein weiteres – was heißt hier eigentlich Betrieb? Sehen wir doch einfach einmal im Wörterbuch Englisch – Deutsch nach. Da finden wir: business, company, concern, enterprise, factory, works, place of work, work, working, operation, running of ..., bustle. Was ist richtig? Und hat der Redner nun ihren oder Ihren Betrieb gesagt? Wir haben also eine knifflige Gleichung mit zwei Unbekannten, denn die Übersetzung von Betrieb ist davon abhängig, ob wir von Ihren oder ihren ausgehen – oder auch umgekehrt. Wie löst ein Dolmetscher nun diese vertrackte Gleichung? Wie kann er in wenigen Sekunden alle Möglichkeiten durchspielen und sich für die richtige entscheiden? Ignorance is bliss, sagen die Engländer – zu viel Wissen kann auch schädlich sein. In der Tat ist es höchst unwahrscheinlich, dass sich ein Dolmetscher bei der Übertragung dieses Satzes all der Möglichkeiten bewusst ist, die wir aufgeführt haben. Dieses sprachliche Problem – und viele andere, ähnlich gelagerte – ist aus seiner Sicht gar keines, denn er weiß ja, was der Redner sagen will. Dieser Satz ist Teil einer ganzen Rede, und die Rede ist Teil einer Konferenz oder einer Tagung, über deren Thematik, Anlass und Teilnehmer er sich informiert hat. Insofern ist Wissen dann doch nützlich, ja, es ist die Voraussetzung dafür, dass sprachliche Probleme dieser Art gelöst werden können. Denn auf der sprachlichen Ebene lässt sich der vernetzte Beziehungsreichtum von Wörtern nicht entwirren. Dazu braucht man ein hoch differenziertes Inventar von Wissen – und eine zeitaufwendige Vorbereitung. Und manchmal auch ein wenig Glück. 12.5 Ahnungen Nehmen wir an, ein Redner beginnt seine Ausführungen so: Wenn wir uns heute aufgrund vieler Beobachtungen und angesichts der Dringlichkeit der Lösung der Probleme ... An dieser Stelle blenden wir uns aus und fragen: Wie könnte er diesen Satz wohl fortsetzen? Zum Beispiel so: a) ... die Frage stellen, ob unser Unternehmen auch in Zukunft ... b) ... der Zusammenarbeit verweigern, dann doch nur, weil ... Je nach Fortsetzung entstehen also ganz unterschiedliche Aussagen, auf deren Präsentation der Zuhörer mehr oder weniger geduldig warten kann. Der Dolmetscher aber nicht. Weil er diesen Redner simultan vom Deutschen ins Englische dolmetschen muss. Er kann seinen Zuhörern schlecht sagen: »Meine Damen und Herren, es geht gleich weiter – ich muss nur noch einen Augenblick warten, bis der Redner das finale Verb ausgesprochen hat.« Denn auf dieses Verb kann man bei manchen (deutschen) Rednern manchmal sehr lange warten. Der Dolmetscher muss deshalb etwas sagen, häufig schon bevor der Redner seinen Satz zu Ende gebracht hat. Es ist übrigens keineswegs selten, dass in einem Wort einer Sprache mehrere Bedeutungen zusammengepackt sind, die in einer anderen Sprache auf mehrere Wörter verteilt werden. Denken Sie zum Beispiel an den Himmel, der in religiösen und in meteorologischen Texten auftauchen kann, während man im Englischen fein säuberlich zwischen sky und heaven unterscheidet. Für Dolmetscher sind mehrdeutige Funktionswörter wie wenn (oder auch während) natürlich ein viel größeres Problem, denn wenn die den Satz falsch beginnen, lässt sich dieser Fehler nicht mehr durch die Korrektur eines Worts ausbügeln. Sie haben deshalb keine andere Wahl, als etwas zu riskieren – sie müssen erahnen, was der Redner sagen will, bevor er es gesagt hat. Diese Ahnungen sind jedoch nicht das Ergebnis außersinnlicher Wahrnehmung, sondern haben eine solide Grundlage: Die Auswertung aller Informationen, die in der Rede selbst enthalten sind, und die gründliche Vorbereitung auf das Thema der Konferenz und auf die Anliegen, Absichten und Präsentationsformen der Redner. Wenn Dolmetscher vor einer Konferenz die Organisatoren um detaillierte Informationen bitten, so tun sie dies, um ihren Erwartungshorizont möglichst hell auszuleuchten. Das Resultat sind klare Formulierungen in ihrer Verdolmetschung – manchmal (und mit ein wenig Glück) versteht man sie besser als den Redner. Dolmetscher haben natürlich nichts dagegen, wenn man sie lobt. Das haben sie mit uns allen gemeinsam. Deshalb freuen sie sich auch, wenn man ihnen zum Beispiel sagt: »Sie sprechen ja ein ganz tolles Englisch«, oder »Sie haben eine so angenehme Stimme – es macht wirklich Spaß, Ihnen zuzuhören! Es gibt aber auch Komplimente, über die sie weniger begeistert sind: »Glückwunsch, das war wirklich prima! Wissen Sie, das letzte Mal hat meine Sekretärin das gemacht, und ihr Französisch ist nicht so gut.« Oder: »Sie kennen sich ja in der Halbleitertechnik phantastisch aus – haben Sie studiert?« 12.6 Was ist am Dolmetschen so schwierig? Einige Faktoren kennen wir: Sprachkenntnisse, Wissen, Fleiß, Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit. Aber es scheint so, dass nicht die einzelnen Faktoren ausschlaggebend sind, sondern ihr Zusammenspiel. Dolmetscherische Leistungen lassen sich weder allein dem Weltwissen noch den Sprachkenntnissen zuordnen. Sie beruhen auf der Fähigkeit, Weltwissen und Formulierungen einander zuzuordnen. Deren Verhältnis zueinander ist jedoch einigermaßen kompliziert: Ein Tatbestand kann auf die verschiedensten Arten formuliert werden, eine Formulierung kann – je nach Kontext – auf unterschiedliche Tatbestände verweisen. So vollzieht sich die eigentliche Leistung in einem recht dunklen, weitgehend noch unerforschten Bereich, wo zielsicher und gedankenschnell eigenes Weltwissen, die Situation des Redners, der Zweck der Rede und die Bedürfnisse der Zuhörer mit den verwendeten Wörtern in Beziehung gesetzt, und das Resultat dieser Analyse fast automatisch sprachlich umgesetzt wird. Das hört sich recht kompliziert an. Und das ist es auch. 12.7 Im Cockpit Piloten und Dolmetscher haben mehr gemeinsam, als man vermuten möchte. Da ist zunächst die funktionale Nüchternheit und die bedrängte Enge des Arbeitsplatzes. Das »Cockpit« des Dolmetschers ist die Kabine, durch deren Fenster er beobachten kann, ob er seine Gäste zum gewünschten Ziel bringt, und welches »Raumklima« der Redner durch seinen Vortrag schafft. Wie jeder Pilot hat auch der Dolmetscher seinen Kopiloten, der über die gleiche Navigationserfahrung verfügt wie er selbst, jederzeit bereit ist, an seiner Stelle die Instrumente zu übernehmen, ihm durch die Bereitstellung von Daten zuarbeitet, und ihn in vorgeschriebenen Zeitabständen ablöst. Und noch eine Gemeinsamkeit: Psychologen haben herausgefunden, dass ein ganz bestimmter Persönlichkeitstyp besonders häufig an Flugangst leidet. Es handelt sich dabei um Menschen, die Verantwortung tragen und Entscheidungen treffen, und die es nicht gewohnt sind, sich anderen anzuvertrauen. Sie tun sich deshalb gerade in den Situationen besonders schwer, wo sie sich eigentlich entspannt zurücklehnen könnten, weil andere kompetent ihre Arbeit für sie verrichten. Dieses Gefühl, ihrem »Kommunikationspiloten« ausgeliefert zu sein, ist auch für manche Konferenzteilnehmer eine Beschwernis. Sie äußert sich manchmal darin, dass die Kompetenz des Dolmetschers anhand von Wörterbüchern überprüft wird; in gravierenden Fällen wird sogar versucht, ihn sein Handwerk zu lehren. Erfahrene Dolmetscher reagieren auf diese Symptome der Dolmetsch-Phobie mit Gelassenheit. Aber auch ihr Blut gerät manchmal in Wallung, wenn ihnen wieder einmal erklärt wird, dass jenes Wort dieses heißt. Und sie fragen sich, ob ihre »Kritiker« wohl auch den Mut hätten, einem Jumbo-Kapitän den richtigen Anflug auf Hong Kong zu erklären, weil sie selbst in ihrer Jugend Modellflugzeuge geflogen haben. 12.8 Vertrauensfragen Dolmetscher arbeiten am besten, wenn sie einen Vorschuss bekommen – einen Vorschuss an Vertrauen, denn sie sind auf Verständnis angewiesen. Vom Redner brauchen sie das Verständnis dafür, dass sein natürliches Sprechtempo, seine klare Artikulation und seine Mikrofontechnik die Voraussetzung dafür ist, dass alles Gesagte auch bei ihnen ankommt. Vom Zuhörer brauchen sie das Vertrauen in ihre Leistung, und nicht Besserwisserei oder Wortklaubereien. Nur souveräne Dolmetscher sind zur Höchstleistung fähig. Und wie gut ein Dolmetscher sich fühlt, hängt auch von der Reaktion seiner Zuhörer ab. 12.9 Technik und Techniken Wenn bei einer Konferenz sichergestellt werden soll, dass alle Zuhörer zeitgleich die jeweilige Rede in ihrer Muttersprache hören können, so muss der Text der Rede simultan gedolmetscht werden. Der Dolmetscher sitzt zu diesem Zweck in einer schalldichten Kabine, von der aus er den ganzen Raum überblicken kann. Über einen Kopfhörer hört er die gehaltene Rede in der Originalsprache und überträgt diese sofort simultan in die Zielsprache. Soll die Rede noch in andere Sprachen gedolmetscht werden, so wird für jede Sprache eine Kabine (mit Dolmetscher/in) benötigt. Der Dolmetscher spricht seinen Simultantext in ein Mikrofon, von dort wird er auf die Kopfhörer der Zuhörer übertragen. Bei mehrsprachigen Konferenzen können die Zuhörer durch Wahltasten an ihrem Sitzplatz entscheiden, in welcher der angebotenen Sprachen sie dem Redner folgen möchten. Im allgemeinen sitzen zwei (manchmal auch drei) Dolmetscher in einer Kabine, die sich nach interner Absprache (in der Regel alle 30 Minuten) ablösen. Die nicht aktiven Dolmetscher haben nur insofern Sendepause, als sie während dieser Zeit nicht sprechen. Sie verfolgen jedoch die Redebeiträge weiterhin aufmerksam und müssen jederzeit in der Lage sein, ihrem Kollegen zu helfen (etwa bei langen Aufzählungen, Statistiken, oder besonders esoterischen Fachausdrücken). Es kann auch sein, dass sie das Mikrofon übernehmen, wenn der Kollege in Schwierigkeiten kommt. Schon deshalb können sie nicht einfach abschalten. Sitzt oder steht dagegen ein Dolmetscher (etwa bei Empfängen, Begrüßungsansprachen oder Tischreden) unmittelbar neben dem Redner, so wird konsekutiv gedolmetscht. Das heißt: Die ganze Rede (oder zumindest größere Abschnitte) werden zunächst zusammenhängend vorgetragen, und dann gedolmetscht. Während des Vortrags macht sich der Dolmetscher Notizen, danach dolmetscht er zusammenhängend in die gewünschte Zielsprache. 12.10 Briefing Bevor ein Pilot seinen eigentlichen Arbeitsplatz betritt, geht er für jeden Flug zum Briefing. Er informiert sich über die Wetterdaten auf seiner Flugstrecke, die örtlichen Gegebenheiten am Zielort, die Auslastung des Flugzeugs usw. Vor Beginn des eigentlichen Flugs wird anhand einer Checkliste die technische Sicherheit des Flugzeugs überprüft, und auch während des Fluges ist der Pilot auf die Zuverlässigkeit der Daten angewiesen, die er vom Flugleit- und Kontrollsystem erhält. Es wäre unsinnig, einem Piloten zu sagen: »So, heute fliegst du einmal ohne Einweisung und ohne Instrumente – jetzt wollen wir einmal sehen, ob du wirklich fliegen kannst!« Denn ein ganz wichtiger – wenn nicht der wichtigste – Teil der fliegerischen Kompetenz besteht darin, die richtigen Daten zu erheben, sie anzufordern, auszuwerten und umzusetzen. Dolmetschern wird manchmal mit wenig Verständnis begegnet, wenn sie vor Beginn einer Konferenz um Informationsmaterial bitten. Nicht selten wird ihnen gesagt: »Wir dachten eigentlich, Sie könnten Englisch! Sie brauchen doch nur alles ins Deutsche zu übersetzen – verstehen müssen Sie das ja nicht!«. Weil diese Vorstellung vom Dolmetscher als einem mechanischen Papagei recht verbreitet ist, haben wir uns bemüht, die Komplexität der Vorgänge zu erläutern. Dabei wurde klar, dass Vorwissen und Situationsverständnis entscheidende Voraussetzungen für das Verstehen sind. Deshalb wird jeder verantwortungsbewusste Dolmetscher versuchen, für sein Briefing möglichst viele Informationen zu bekommen. Dabei kann es sich um Veröffentlichungen zum Thema der Konferenz handeln, um TerminologieListen und internen Fachjargon, um Diagramme und Zeichnungen zu Funktionszusammenhängen, um Manuskripte der Konferenzbeiträge und Abstracts der Vorträge. Viele dieser Unterlagen befinden sich schon lange vor Beginn der Konferenz beim Auftraggeber, aber häufig wird nicht daran gedacht, sie auch dem Dolmetscher zugänglich zu machen. Autor: Dr. Hans G. Hönig Fachgruppe Dolmetschen am Fachbereich Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg – Universität Mainz, 2001 Der Aufsatz wird mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlicht. sochorek.cz (Deutsch <> Tschechisch) – professioneller Sprachmittler seit 1995 http://www.sochorek.cz/archiv/artikel/dolmetschen/arbeit.htm Fragen und Aufgaben: 1. Lesen Sie noch einmal und forulieren Sie selber 5 Fragen zum Thema „Dolmetschen“. 2. Beantworten Sie diese Fragen.