6. Gliederung des Wortschatzes: Sprachvarietäten Wortschatz - ein offenes System 1. Historische Gliederung Archaismen: die Denotate werden durch andere Wörter bezeichnet. Ratschlagung (Ratschlag), Äfferei (Irreführung),Advokat (Rechtsanwalt). Historismen: die Denotate sind heute historisch. Polytechnische Oberschule, Blockwart, Landgraf. Neologismen: Es kommen insgesamt mehr Wörter hinzu als wiederverschwinden. 2. Herkunft der Wörter Hauptverfahren der Wortschatzerweiterung: Wortbildung Entlehnung Bedeutungswandel Lehnwort - das übernommene Wort wird in seiner Flexion, Lautung und Schreibung an den Sprachgebrauch der Nehmersprache angepasst Fremdwort - die fremde Herkunft des Wortes bleibt deutlicher kenntlich Tipp: Erbwort, Lehnwort, Fremdwort einfach erklärt: 3. Territoriale Gliederung des Wortschatzes Sprachformen: geschrieben, gesprochen Varietäten des Deutschen Begriff: Gemeinsprache, Alltagssprache, Standardsprache Eine Standardvarietät ist eine standardisierte Varietät einer Sprache, z. B. Standarddeutsch im Gegensatz zu den deutschen Dialekten und anderen Nichtstandardvarietäten. Die Gesamtheit der Varietäten einer Sprache, die mindestens eine Standardvarietät enthält, nennt man Standardspräche. (vgl. Wikipedia Portal Sprache) /< - wissenschaftlicher, |—' Schema Standardsprache (HENNE, 1980) Wo und wie spricht man deutsch? • Deutsches Standarddeutsch (Binnendeutsch): Teutonismen • Österreichisches Standarddeutsch: Austriazismen: Schweinsbraten, Schwammerl, Taxler,gewürfelt, . . . • Schweizer Standarddeutsch: Helvetismen: Kasten, Bierteller, Morgenessen, Ladenstochter, garagieren. Deutsche Dialekte Historische V erteilung (C) Jost Cr5>p«rt, 1993-1999 4. Soziale Gliederung des Wortschatze Soziolinguistik - Sprache besteht aus einer Menge von Varietäten Soziolekte SOZIOLEKTE Transitorische Soziolekte Temporäre Soziolekte Habituellle Soziolekte (vgl. Römer, Ch. 2006) a/ Transitorische Soziolekte • Lebensaltersprachen • Kindersprache • Schüler- und Jugendsprache • Erwachsenensprache (wird als Norm angenommen) • Altensprachen • Soldatensprache • Gefängnis spräche Jugendsprache: überexpressiv, zugleich unterkühlt - Wortmittel veränderlich - Originalität z. B. Nach der Penne bin ich immer total ausgepowert, die erste LP von dieser Gruppe ist: echt protoprima,ultrageil, tierisch gut, turbomäßig ....Ich sag'dir, gestern war auf der Disco echt tote Hose und so hob 'ich mich bald aus dem Staub gemacht...Ich hob gehört, du hast ne neue Kiste, Karre, flotten Ofen, neuen Hirsch, neuen Luxusschlitten, neue Ente, neuen Kugelblitz, neue Konservenbüchse • Standardlexik wird schöpferisch abgewandelt, z. B. bei Grußformeln (Tach! Morschen! Moin!) • provokante Lexeme (Tabuwörter,Vulgarismen) • Intensitätsadverbien bzw. -adjektive (cool, megacoolfett, hipp) • viele Anglizismen • Empfindungs- und Lautwörter (ups, würg) • Kurzwörter, z. B. für SMS (hdl) • Wortspiele Slang / Def: eine gruppenspezifisch saloppe Ausdrucksweise, die durch ihren expressiven Wortschatz und durch ihre gewollt legere bis ins derbe reichende Wortwahl gekennzeichnet ist. B/ Temporäre Soziolekte - zunehmende Spezialisierung - ökonomische Kommunikation - Termini, bzw. Halbetermini oder Berufsjargonismen (Abseits, foul, Tennisarm, Gänsefüßchen, Klammeraffe, Strichpunkt i.e. Semikolon) - Beispiele: Sportsprachen, Hobbysprachen, Berufssprachen Termini: exakt definiert; nicht mehrdeutig und nicht vage (Strafstoß, abseits). Halbtermini:nicht exakt definiert; aber genau (Fußballspiel). Fachwörter: Arbeitswörter; ohne Ansprauchauf Genauigkeit(/bw/e«, Blutgrätsche). Cl Habituelle Soziolekte Standes- und Schichtensprachen, oder Frauen- vs. Männersprache Fachsprachen der spezielle Wortschatz, der genau definierte Fachausdrücke - Termini präzise und rationelle Verständigung über Gegenstände, Vorgänge und Sachverhalte eines Fachgebiets. in Wechselbeziehung mit der Gemeinsprache, terminologischer Kern Kommunikative Ebenen, bei denen sich die Fachsprache unterschiedlich manifestiert: a/ fachinterne Kommunikation b/ interfachliche Kommunikation cl fachexterne Kommunikation (Verbreitungs spräche) Beziehung zur Gemeinsprache - Annäherung durch Entterminologisiserung, Metaphorisierung z. B. Diagnose - Feststellung, Störfall, schalten - reagieren, Kapital, usw.