V originále
Die Form spielt im Werk des österreichischen Dramatikers Franz Grillparzer eine bedeutende Rolle, vor allem im äußeren Aufbau der Grillparzerschen Dramen, gelegentlich aber auch in deren ideellem Inhalt. Das beste Beispiel hierfür dürfte das Trauerspiel ‚König Ottokars Glück und Ende‘ sein. Es ist zwar kein Drama der geschlossenen Form, denn die für ein solches Drama typischen drei Einheiten sind hier außer Kraft gesetzt, aber es wirkt auf den ersten Blick so: Der lineare Handlungsablauf ist auf fünf aufeinander aufbauende (kausal miteinander verknüpfte) Aufzüge verteilt und findet im Tod der Titelfigur sein eindeutiges Ende. Was den Konflikt zwischen Ottokar und Rudolf von Habsburg betrifft, der in diesem Trauerspiel dargestellt wird, so handelt es sich um einen Konflikt zweier gegensätzlicher Herrschaftsformen – der neuzeitlichen, individualistischen und der mittelalterlichen, antiindividualistischen. Der Beitrag setzt sich folglich zum Ziel, die Form des ‚König Ottokar‘ zu beschreiben und den Konflikt der beiden Antagonisten (Ottokar und Rudolf von Habsburg) als den Konflikt zweier Legitimationsformen politischen Handelns zu erklären.
In English
Form plays an important role in the work of the Austrian playwright Franz Grillparzer, especially in the external structure of Grillparzer's dramas, but occasionally also in their ideal content. The best example of this is probably the tragedy 'King Ottokar's Happiness and End'. Although it is not a drama of closed form, for the three units typical of such a drama are suspended here, it appears so at first glance: The linear plot is spread over five successive (causally linked) acts and comes to an unequivocal end in the death of the title character. As far as the conflict between Ottokar and Rudolf von Habsburg is concerned, which is depicted in this tragedy, it is a conflict between two opposing forms of rule - the modern, individualistic and the medieval, anti-individualistic. Consequently, this article aims to describe the form of 'King Ottokar' and to explain the conflict of the two antagonists (Ottokar and Rudolf of Habsburg) as the conflict of two forms of legitimation of political action.